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Eine Rezension von Bernd Hüttner

Die Debatte um Klassismus ist nun auch in der politischen Bildung angekommen: zum einen als Gegenstand und Thema in der Bildung, zum anderen als Herausforderung für die Praxis. Das heißt, es werden Fragen gestellt nach Zielgruppen, Methoden und auch nach dem Selbstverständniss der Dozent*innen. Der hier vorliegende Band enthält nach einer Einleitung 14 Beiträge und widmet sich vorrangig der Bedeutung von Klassismus in der außerschulischen politischen Bildung.

Die Formate der Texte sind unterschiedlich: Sie reichen von dialogischer (Selbst-)Reflexion über klassische Theorietexte und Prosa bis zu Berichten aus der Praxis einzelner Vorhaben an Hochschulen oder der Jugendarbeit. Inhaltlich werden dabei verschiedene Themen bzw. Praxisfelder ausgeleuchtet: sexuelle Bildung, queere Jugendbildung, Geschlechterbildung und Heteronormativität, Antisemitismus und Heteronormativität, Rassismus, (Dis-)Ability, Klassismus und Kinder.

Immer wieder, wenn auch nicht durchgängig, geht es implizit um das Selbstverständnis von Politischen Bildner*innen und ihre eigene Politisierung, etwa indem Einblicke in ausgewählte Empowerment-Projekte oder in die eigene Biografie gewährt werden («Die Klassenposition verändert sich im Laufe unseres Lebens, die Klassenherkunft bleibt jedoch unveränderbar»).

Die Sprache des Bandes ist sehr akademisch, obwohl das Buch nach den Worten der Herausgeber*innen «kein akademisches» sein will (S. 16). Leser*innen, die sich für Klassismus und/oder kritische politische Bildung interessieren, werden reichhaltige Impulse finden. Zudem werden sie dazu ermutigt, das Thema Klassismus in die eigene Praxis aufzunehmen, das eigene Handeln zu reflektieren und weiter zu entwickeln. Continue Reading »

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Wir dokumentieren den Aufruf des InkriT , der das HKWM seit 1994 herausgibt.

[Link zu einem Blogeintrag auf mehring1, der Websites nennt, auf denen Einträge aus dem HKWM frei zugänglich sind.]

Band 9/II des Historisch-Kritischen Wörterbuch des Marxismus (HKWM), >MITLEID< BIS >NAZISMUS<, ist vollständig gesetzt und geht noch dieses Jahr in die Druckerei. Immer wieder erreichten uns bange Fragen, wann denn dieser Band endlich erscheine, ob es vielleicht gar keinen neuen Band geben werde. Doch, es gibt ihn, und wir arbeiten schon seit einiger Zeit am Folgeband 10, von dem eine Reihe von Artikeln bei der letzten Tagung im Mai bereits diskutiert wurden; aber wir arbeiteten daran bis vor kurzem mit halber Kraft, da die Hauptanstrengung der Fertigstellung von Band 9/II galt.

Leider gibt es auch eine schlechte Nachricht, denn die Umstände, unter denen wir zu handeln gezwungen sind, haben sich mit der lange drohenden, nun sich vollziehenden Spaltung der Partei DIE LINKE dramatisch verschlechtert. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung, die bisher für etwa ein Drittel unserer Kosten aufgekommen ist, sieht sich schon jetzt zu einem rigorosen Sparkurs gezwungen, der mit Entlassungen und internen Umstrukturierungen verbunden ist. Noch ist nicht heraus, in welchem Umfang das Rückwirkungen auf das Historisch-kritische Wörterbuch des Marxismus haben wird, doch dass es welche haben wird und dass dies keine geringen sein werden, davon müssen wir ausgehen.

Wo es an institutioneller Unterstützung mangelt und die Inflation den Realwert der finanziellen Einnahmen des InkriT wegschmelzen lässt, seid ihr unsere Hoffnung – die Fellows mit ihren Beiträgen sowie die Sponsorinnen und Sponsoren, die jeweils fürs Erscheinen eines neuen Bandes etwas beisteuern. Continue Reading »

“Bonzos Auge”

Es ist zweifellos ein Verdienst der Rosa-Luxemburg-Stiftung und wesentlich ihres Referenten für Antisemitismus und jüdisch linke Geschichte und Gegenwart, Florian Weis, die drei Bände „Jüdinnen und Juden in der internationalen Linken“ herausgegeben zu haben. Im 2. Band ist u. a. von Paul Friedländer die Rede (S. 35, 36). Doch das ist nicht jener Paul Friedländer, der im Zentrum des Buches „Bonzos Auge“ steht. Aber auch dieser mit dem Kosenamen Bonzo gehört zu den Jüdinnen und Juden in der internationalen

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Die Kolleg*innen der RLS Brandenburg haben diese Publikation (ursprünglich eine Masterarbeit in Politikwissenschaften an der Universität Wien) mit ihrem Förderpreis 2022 ausgezeichnet. Der Verlag schreibt zum Buch:

Trotz der unübertroffenen Systemrelevanz wird Care-Arbeit noch immer weder (gut) bezahlt noch gewürdigt. Was die Gesellschaft im Innersten zusammenhält, wird in der neoliberalen Hegemonie abgewertet. Der anhaltende Pflegenotstand und die Corona-Pandemie haben dieses Selbstverständnis jedoch eingerissen.

Care-Leistende sind sich einig: Profit pflegt keine Menschen! Es braucht eine auf Solidarität und Gemeinwohl gerichtete Gegenhegemonie, um neo­liberaler Krisenpolitik und Ausbeutung den Riegel vorzuschieben. Malika Guellil diskutiert in ihrem Buch (124 Seiten, 12,80 Euro) das Potenzial, das von Care-Protesten für eine Transformationsstrategie ausgeht, die die neo­liberal-kapitalistischen Herrschafts- und Unterdrückungsverhältnisse umzukehren versucht. Sie will dabei das Bewusstsein über menschliche Interdependenzen und daraus resultierende Forderungen nach Inklusion schaffen, Geschlechterverhältnisse verstärkt in den Mittelpunkt rücken sowie die Hegemonie des Neoliberalismus dekonstruieren.

Um diese Entwicklungen umzukehren, muss eine Care-Revolution entfacht werden, um den Wohlfahrtsstaat und die Demokratie zu sichern. Es geht auch um die Möglichkeit einer Verbindung mit den Klimaprotesten. Care-Umdenken ist Bestandteil der sozialökologischen Transformation.

Leseprobe beim VSA-Verlag (PDF).

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Wir erfuhren zuerst aus der russischen Wirtschaftszeitung Businessonline, dass der russische und sowjetische Wirtschaftswissenschaftler, der emeritierte Professor an der Staatlichen Universität Moskau und Direktor des Instituts für Sozioökonomie an der Moskauer Universität für Finanzen und Recht gestorben ist. Ein Schlaganfall riss Alexander im Alter von 69 Jahren aus seinen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Aktivitäten, die eine konsequente Absage an jeglichen Nationalismus und Chauvinismus waren. Das machte der Rosa-Luxemburg-Stiftung die Zusammenarbeit einfach, auch wenn Alexanders Ideen und Vorschläge oft enorm herausfordernd waren. Wir haben Alexander Buzgalin 1990 kennengelernt und trafen ihn oft dort, wo Linke aus Europa und aller Welt in den sozialen Bewegungen und wissenschaftlichen Netzwerken gemeinsam ihre politischen Wirkungsbedingungen analysieren und an gesellschaftlichen Alternativen arbeiten. Weiterlesen

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Von Sebastian Klauke

Gelegentlich bekommt man in den verschiedenen, vor allem akademischen geprägten Diskussionen schon den Eindruck, dass Deutschland und andere westliche Staaten keine Klassengesellschaften seien oder Klasse eine weniger folgenreiche analytische Ebene für das Verständnis der gegenwärtigen kapitalistischen Verhältnisse sei. Umso erfreulicher und überaus nützlich ist die vorliegende Übersetzung eines Artikels und eines Interviews des 2019 viel zu früh an Krebs verstorbenen US-amerikanischen marxistischen Soziologen Erik Olin Wright.

In sprachlich wunderbarer Klarheit legt er seinen eigenen Ansatz der Klassenanalyse dar, der für eine integrative Perspektive dreier Ebenen wirbt: Klasse aus individueller Sicht, Klasse verstanden als ‚Chancenhortung‘ und schließlich Klasse ‚als Ausbeutung und Herrschaft‘. Hier verbindet Wiright die Marxsche Perspektive mit der von Max Weber. Das anschließende Interview gibt Aufschluss über seinen eigenen Werdegang, insbesondere in intellektueller Hinsicht und verdeutlich nochmals die wichtigsten Punkte seiner Klassentheorie. Deutlich wird, dass Wright ganz offen als Marxist die soziologische Klassenforschung vorantrieb und dennoch in den Vereinigten Staaten durchaus anerkannt war. Den Band beschließt ein Nachwort des Soziologen Oliver Nachtwey, der Wright in bestem Sinne kritisch würdigt und auch klar die Lücken seiner Theorie benennt: das sind in erster Linie die Geschlechterverhältnisse. Zugleich bietet Nachtwey einen biographischen Abriss, der auch die analytische Entwicklung Wrights umfasst. Alles in allem ein gelungener, lesenswerter Band, der plausibel den Stellenwert von Klassentheorie und -analyse vor Augen führt. Das Buch ist gleichermaßen als Diskussionsgrundlage für akademische wie auch bewegungsorientierte Zusammenhänge geeignet. Dass das Buch im Suhrkamp Verlag erschienen ist, lässt an frühere Zeiten denken, als der Verlag die Heimat vieler solcher Veröffentlichungen war. Möge der Band große Verbreitung finden, er hat es in jeder Hinsicht verdient.

Eric Olin Wright: Warum Klasse zählt. Mit einem Nachwort von Oliver Nachtwey, aus dem Amerikanischen von Philipp Hölzing, Suhrkamp, Berlin 2023, 111 Seiten, 16 Euro.

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Innenansicht auf den Eingang zur RLS-Bibliothek, ca. 2023. Rechts die Theke mit dem Bibliotheksteam. Links die Arbeitstische für Besucherinnen und Besucher und alle, die Bücher, Zeitungen, Zeitschriften, Internetzugang etc. in einem öffentlichen, linken Arbeitsraum zu schätzen wissen.

Der Lesesaal im ersten Stock des Stiftungsgebäudes erschien mir wie Neville Longbottom der Raum der Wünsche im fünften Band von Harry Potter. Den Raum der Wünsche findet nur, wer ihn wirklich braucht. Als der etwas schusselige Zauberschüler eines Abends das Schloss auf der Suche nach einem Ort durchstreifte, wo eine Gruppe Gleichgesinnter Zaubersprüche lernen und praktizieren könnte, um sich im Falle eines Angriffs von Lord Voldemort und seinem Gefolge verteidigen zu können, wurde er fündig.

Wir in Berlin müssen uns zwar nicht gegen einen mörderischen Magier zur Wehr setzen, aber immerhin gegen die herrschenden Kräfte, die sich global vernetzen, von rechts vereinnahmen lassen und in deren Strukturen sich der zunehmend begrünte, aber weiterhin zerstörerische Kapitalismus nahtlos einzufügen scheint. Soziale Gleichheit, ökologische Gerechtigkeit, Post-Kolonialismus, Anti-Faschismus, kurz ein Gutes Leben für Alle, bleibt unter diesen Umständen ein Phantom – von wenigen gesehen, vielleicht sogar gefürchtet, von vielen gejagt oder vielmehr ersehnt.

Den Lesesaal der RLS entdeckte ich in einem Moment, in dem ich diesen am meisten benötigte: Nach isolierten Monaten während der Pandemie, zu Beginn meiner Promotion und inmitten meines aktivistischen Engagements, das genauso wie mein wissenschaftliches Tun in den privaten und digitalen Raum gezwängt wurde, wo mir die Luft zum Atmen ausging. Weiterlesen

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Eine Rezension von Bernd Hüttner

«Der Sozialstaat ist unbezahlbar.» «Die Löhne sind zu hoch.» «Wachstum kommt allen zugute.» «Private Unternehmen sind effizienter als der Staat.» «Hohe Steuern bremsen die Wirtschaft.» Derlei Behauptungen sind überall in den Medien und der Politik zu lesen und zu hören. Sie haben mehr Markt zum Ziel, und sie sind Ausdruck eines seit mindestens Anfang der 1980er zunehmend politisch gewollten und staatlich durchgesetzten neoliberalen «Zeitgeistes», der auf unternehmerische «Freiheit», Konkurrenz, Privateigentum und «Eigenverantwortung» setzt. Als Resultate hatte er für sehr viele vor allem mehr Ungleichheit und mehr Vereinzelung und weniger soziale Sicherheit und gesellschaftlich weniger Umverteilung «nach unten» zur Folge.

Das hier vorliegende Buch besteht, gegliedert in acht Kapitel, gut zur Hälfte aus Kolumnen, die von 2015 bis 2019 in der Zeitschrift lunapark21 bzw. von 2020 bis 2023 dann in der Zeitschrift OXI. Wirtschaft anders denken erschienen sind. In diesen wurden neoliberale Behauptungen über Arbeit, Staat, Finanzen und Soziales unter die Lupe genommen. Verfasst wurden sie von den hauptamtlichen Gewerkschaftern Schreiner und Eicker-Wolf, die jahrelang zusammen auch den Blog Blickpunkt WiSo verantwortet haben. Die beiden wollten mit ihren Texten aufzeigen, weshalb diese Behauptungen falsch sind oder in die Irre führen; wem sie schaden und wem sie nutzen und auch, welche Denkmuster und Annahmen hinter ihnen stehen. Es lohnt sich, gegen derlei Behauptungen und Feindbilder zu streiten. Und zwar auch und gerade dann, wenn sie im vermeintlich objektiven Gewand der Wissenschaft daherkommen. Die Dominanz des Neoliberalismus und des Kapitals ist, das haben die letzten Jahre gezeigt, angreifbar. Es ist möglich und nötig, neoliberale Märchen anzugreifen, wie sie in Bildern vom zu teuren Hängemattenstaat, von halsstarrigen Gewerkschaften oder von faulen Armen existieren. Continue Reading »

Sarah Uhlmann (Uni Kassel) und Mike Laufenberg (Uni Jena) organisieren am 23./24. Mai 2024 den Workshop Care in Bewegung: Strategien, Organisierung und Kämpfe um soziale Reproduktion an der Uni Jena. Ziel des Workshops ist, die Verbindung von Care-Forschung, Social Reproduction Theory und sozialer Bewegungsforschung systematischer voranzubringen. Eine Publikation ist geplant. Die Deadline für die Einreichung von Beitragsvorschlägen ist der 1. Dezember 2023. Details im PDF des CfP Care in Bewegung_23-24. Mai 2024

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Die vielleicht ausdrucksstärkste und wichtigste Passage in diesem Buch ist gleich die erste, direkt auf dem Umschlag. Sie lautet: «Proteste müssen stören, sonst wären sie wirkungslos. Wenn Störungen in den öffentlichen Raum ausgreifen und sich dort festsetzen, wenn sie ihn dauerhaft blockieren, verteidigen, schützen oder erobern, dann entsteht Protestarchitektur.»

Proteste und ziviler Ungehorsam materialisieren sich weltweit oftmals in Barrikaden, Türmen, Camps und Zeltstädten, die errichtet werden. In der Regel werden sie von den Repressionsorganen zerstört, und werden so im nachhinein zu «temporärer Architektur». Für die sozialen Bewegungen haben sie aber oftmals einen bleibenden Wert, werden zu Symbolen, seien es die Barrikaden in der Hamburger Hafenstrasse, die Baumhäuser und Tripods in Hambach und später Lützerath, die Zelte und Bauten auf dem Maidan in der Ukraine oder die vielen Bauten des «arabischen Frühlings» oder auf dem Tahrir-Platz.

Protestarchitektur ist als ein Lexikon mit insgesamt 176 deutsch-englischen Einträgen und 13 auführlicheren Fallbeispielen konzipiert. Diese Case Studies sind länger und beinhalten jeweils 12 Fotos und aus dem deutschsprachigen Raum die Besetzungen in Gorleben, an der Startbahn West, im Hambi, in Lützerath und in Lobau bei Wien. Das Buch ist eine internationale Bestandsaufnahme zur Architektur des Protests. Sie präsentiert diese in all ihrer Vielseitigkeit. Die vorangestellte Chronologie porträtiert 68 Protestbewegungen seit 1830 (!) und ihre architektonischen Manifestationen auf je einer Seite und mit einer Abbildung.

Das äusserst preiswerte Buch erscheint aus Anlass einer Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt/Main, die dort noch bis 14. Januar 2024 zu sehen ist und danach nach Wien in das Museum für angewandte Kunst (MAK) wandert (14. Februar bis 25. August 2024). Es gehört in das Bücherregal jedes und jeder an Protest interessierten Menschen.

Oliver Elser, Anna-Maria Mayerhofer, Sebastian Hackenschmidt, Peter Cachola Schmal, Jennifer Dyck und Lilli Hollein (Hrsg.): Protestarchitektur. Barrikaden, Camps, raumgreifende Taktiken 1830–2023; Park Books, Zürich 2023, 528 Seiten, 230 farbige und 84 s/w-Abbildungen, 19 Euro.

Bild: Hongkong 2019, © Studio Incendo, 15. November 2019 

Nachtrag: Richard Rohrmoser hat die Ausstellung am 18.11.23 auf HSozKult besprochen. Seine mit Bildern versehene Ausstellungskritik ist hier zu finden.

 

Andreas Nölke, Professor für Internationale Beziehungen und Internationale Politische Ökonomie an der Universität Frankfurt/Main hat in Neue Politische Literatur. Berichte aus Geschichts‐ und Politikwissenschaft, Ausgabe 2/2023 in einem Aufsatz 26 Bücher zur Corona-Krise und ihren Folgen besprochen. Das Abstract:

“Die Corona-Pandemie hat zum tiefsten wirtschaftlichen Einbruch seit dem Zweiten Weltkrieg geführt. Wirtschaftliche Krisen haben in der Vergangenheit häufig einen Richtungswechsel in der Entwicklung des Kapitalismus bewirkt. Was sind die Folgen der Corona-Krise? Der Rezensionsaufsatz nimmt eine Bestandsaufnahme von 26 Büchern vor, die seit 2020 zum Thema Corona und Wirtschaft in Wirtschaftswissenschaft, kritischer Gesellschaftsforschung, Politischer Ökonomie und verwandten Disziplinen erschienen sind. Auch wenn die meisten Bücher klare Aussagen zur weiteren Entwicklung unseres Wirtschaftssystems vermeiden, lässt sich in der Zusammenschau der Beiträge ein gemeinsames Leitmotiv identifizieren. Sehr deutlich ist, dass in der nahen Zukunft ein weniger liberales Wirtschaftssystem erwartet wird. Deutlich gestärkt sehen die meisten Analysen jedenfalls den Staat, der in Zukunft wieder stärker in die Wirtschaft eingreifen wird, nicht nur zur sozialen und ökonomischen Stabilisierung nach der Pandemie, sondern auch bei der Bekämpfung des Klimawandels. Ob sich dieser Wandel auch in mehr sozialer Sicherheit und weniger Ungleichheit ausdrücken wird, bleibt aber unklar”.

Der Text ist hier als PDF online.

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Die Schweizer Zeitschrift «Widerspruch. Beiträge zu sozialistischer Politik» sucht für Ihre Nr. 82 kürzere und längere Beiträge, Essays, Thesenartikel, Statistiken, Karten usw. (von 3000 bis max. 25’000 Zeichen) sowie Tagungsberichte und Rezensionen zum Thema «Degrowth». Vorschläge sind bitte bis 30. Oktober 2023 einzureichen. Alles weitere im sog. PDF_Aufrisspapier.

Von Sebastian Klauke

Mit der September Ausgabe, ironischerweise mit dem Schwerpunktthema Krise, endet die Monatszeitung Oxi – ein herber Verlust für die linke Zeitungslandschaft in Deutschland, vor allem wenn es um einschlägige Publikationen zum Thema Ökonomie geht. Die nötige Zahl der Abonnements von 5.000 konnte nicht erreicht werden, so dass die kleine, aber feine Redaktion um Chefredakteurin Kathrin Gerlof die Druckausgabe einstellte, wie es mit dem oxiblog weitergeht, wird die Zukunft zeigen.

Das Ende der Zeitung ist bedauerlich, war sie doch eine echte Bereicherung und Plattform vor allem für die breite Debatte darum, was heterodoxes wirtschaftliches/ökonomisches Denken und Handeln anbelangt. Gerlof und den anderen Beteiligten ist für ihre allmonatliche Hingabe zu danken, ebenso für den Mut, das Vorhaben überhaupt 2016, damals noch in Kooperation mit dem damaligen «Neuen Deutschland» angegangen zu sein.

Besonders schön war, dass Oxi nicht den tagesaktuellen Moden folgten musste (und wollte), sondern je eigene Themenschwerpunkte präsentierte. Hinzu kamen feste Kolumnen, die teilweise über die Jahre auch wechselten, aber immer gut in Erinnerung blieben. Zuletzt schrieben Christiane Kliemann, Elmar Wigand und Uta Meier-Gräwe: erstere über den Irrsinn der ökologischen Zerstörungen im Rahmen der kapitalistischen Verhältnisse, immer verbunden mit der Hoffnung, dass es doch anders ginge, er als Kritiker von Lobbyismus und Union Busting und letztere über die Untiefen der Care-Arbeit, der Haushaltsökonomie und die blinden Flecken im Bereich der Geschlechterverhältnisse. Zuvor waren die beiden Gewerkschafter Patrick Schreiner und Kai Eicker-Wolf langjährige Kolumnisten gewesen und schrieben über ökonomische «Selbstverständlichkeiten» und deren Infragestellung. Unvergessen auch Regine Beyß, die über ihr Leben in einer Kommune reflektierte und tiefe Einsichten vermittelte. Continue Reading »

Hier ein kurzer Überblick über die jüngsten IfG-Aktivitäten:

Die Ampel im FDP-Modus. Der neue Haushalt sieht Kürzungen vor allem im Sozial- und Bildungsbereich vor und bremst dringend benötigte Investitionen aus.

Wer es angesichts von zu niedrigen Bürgergeldsätzen, Kinderarmut, unterfinanzierten Kommunen, maroden Schienen, Personalnot in Kitas und Schulen, verarmten Studierenden und allgemein dem zu langsamen Umbau der Gesellschaft trotz des Klimawandels noch nicht mitbekommen hat: «Die Zeit der Wünsche ist vorbei.» So jedenfalls sieht es Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP). Neben einigem ökonomischem Unsinn, in einem Gastbeitrag für die FAZ verkündet, steckt er in seinem Text auch die Richtung für die nächsten Jahre ab: «Der Haushalt 2024 ist Teil der finanz- und wirtschaftspolitischen Zeitenwende, bei der wir erst am Anfang stehen.» In der Tat stehen wir vor einer verschärften Sparpolitik. Eine Analyse.

Alles weitere sehen

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«Wir leben in keiner offenen gesellschaftlichen Situation mehr, die Entwicklungspfade sind umkämpft, viele mögliche Alternativen aber bereits verunmöglicht, Wege sind verschlossen.»

Im verlinkten Text bei der Zeitschrift Luxemburg beschreibe ich mit 15 Thesen die sich neu herausbildenden Kräftekonstellationen, politischen Verwerfungen und die aktuellen Herausforderungen für die Linke. Als zentrales strategisches Moment sehe ich die Herausbildung eines neuen hegemonialen Entwicklungspfades entlang verschiedener Ausprägungen eines grünen Kapitalismus. Damit einher geht die Herausbildung einer neuen Blockkonfrontation um die globale Führung in dieser neuen Entwicklungsperiode. Entgegen dieses neuen Projektes bildet sich eine nationalautoritäre Melange aus radikalisiertem Konservatismus und radikaler Rechter.

Für viele Länder des Südens wird es eine Phase externer Schocks und innerer Zerfallsprozesse werden und auch in den kapitalistischen Zentren wird es zu heftigen Transformationskonflikten kommen. Aus diesen Verwerfungen entsteht immer auch ein Potential für Widerstand, aber nicht zwangsläufig eine erfolgreiche Verbindung von möglichen, realisierbaren Schritten, Gestaltungswillen und einer Perspektive des Systemwechsels. Vielmehr sollte sich die Linke auf eine langjährige Position in der Defensive einstellen und vor allem entlang der Schnittstellen von sozialer, ökologischer und Friedensfrage produktive Konflikte zu herzustellen. Mario Candeias versucht entlang seiner Thesen den Weg einer erfolgreichen disruptiven Neugründung der parteipolitischen Linken aufzuzeigen.

Zu den 15 Thesen

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