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Am 16. Dezember 2023 starb in Paris im Alter von 90 Jahren der Philosoph, Theoretiker und Aktivist Antonio Negri. In der schon seit 1977 erscheinenden Reihe «Zur Einführung» hat der in Lüneburg lehrende Philosoph Nigro einen Band zu einem der bedeutendsten Autoren des Operaismus und Postoperaismus vorgelegt. Dieser ist die erweiterte Ausgabe eines ursprünglich auf französisch erschienenen Buches, und die erste deutschsprachige Einführung in Negris Werk in Buchform. Nigro stellt das eigentliche Leben Negris nur kurz und punktuell dar. Er interessiert sich mehr für dessen thematisch-inhaltliche Entwicklung, die einordnende Zeittafel zum Leben Negris am Ende des Bandes hilft da etwas.

Mit «Empire. Die neue Weltordnung» (2000, dt. 2002), das er gemeinsam mit Michael Hardt verfasste, erlangte Antonio Negri internationale Bekanntheit und Anerkennung. Negri, der bereits 1966 eine Professur für Staatstheorie bekommen hatte, publizierte auch vorher regelmäßig, viele seiner Texte und Bücher wurden auch ins Deutsche übersetzt, am Ende des Buches findet sich eine Auswahl seiner Veröffentlichungen. Negri dürfte eine/r der wichtigsten Autor_innen des Operaismus und Postoperaismus gewesen sein. Fokussierte «Empire» damals auf die Entwicklung des globalen Kapitalismus und der internationalen politischen Ökonomie, widmeten sich viele seiner vorherigen Schriften der Situation in den Betrieben, der Bedeutung von «1968» und Ökonomie und Politik in Italien und Europa.

Seine Schriften brechen, wie die aller OperaistInnen, mit der traditionell-linken Tradition, die die Arbeiterklasse als passiv und die Herrschaft der kapitalistischen Logik als total, wenn nicht gar totalitär ansieht. Der Operaismus setzt beim Widerstand und den Kämpfen an, er schreibt dem stetigen Klassenkampf und dem vielzitierten Kampf gegen die Arbeit sogar die Funktion eines Motors der kapitalistischen Entwicklung und Innovation zu. Theoretische Bezüge sind die Frühschriften von Marx. Continue Reading »

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Eine Rezension von David Salomon

Sascha Regier legt mit seinem auf ein Dissertationsprojekt zurückgehenden Band einen ausgearbeiteten kritischen Ansatz für die politische Bildung vor, den er programmatisch als «staatstheoretisch fundierte soziopolitische Bildung» bezeichnet. Sein Projekt besteht in einer Gesamtdarstellung des Forschungs- und Diskussionsstands kritischer Gesellschaftstheorie mit staatstheoretischem Fokus. Diese Anlage macht das Buch auch für ein Publikum interessant, das mit politischer Bildungspraxis wenig oder nichts zu tun hat: Der Band lässt sich auch als Einführung in die kritische Staatstheorie und Gesellschafstheorie lesen.
Die hegemoniale Position in Politikwissenschaft und politischer Fachdidaktik, gegen die sich Regier richtet, rekonstruiert er als eine letztlich entpolitisierende Wissenschaft ohne tragendes Konzept von gesellschaftlicher Totalität. Unter systemtheoretischem Einfluss stehend werde «primär vom politischen System und nicht vom Staat gesprochen» (S. 38). Im Horizont eines – als normative Position weitgehend unreflektiert gelassenen – Liberalismus reproduziere man die These naturwüchsiger Trennungen von öffentlich und privat, Gesellschaft und politischer Sphäre und verliere so nicht nur die konstitutive Interdependenz und Verschränkung von politisch-rechtlicher Steuerung und kapitalistischer Ökonomie aus dem Blick, sondern trage zudem dazu bei, die Herrschaftsverhältnisse der antagonistischen Klassengesellschaft unsichtbar zu machen. Indem der Demokratie unterstellt werde, ein neutrales Medium der Herstellung von »Allgemeinwohl» zu sein, werde zudem der Demokratiebegriff selbst auf ein liberales Minimalmodell reduziert. Dies gelte insbesondere für die Fachdidaktik: «Ansätze radikaler Demokratietheorien oder Sozialer Demokratie […] werden in der hegemonialen Politischen Bildung regelmäßig ausgespart. » (S. 74) Demgegenüber stellt Regier unter Rekurs auf die marxistische Historikerin und Demokratietheoretikerin Ellen Meiksins Wood heraus: «Der innere Widerspruch der bürgerlichen Gesellschaft besteht […] zwischen politischer Gleichheit und sozialer Ungleichheit ihrer Gesellschaftsmitglieder.» (S. 104) Die liberale Selbstbeschränkung des Denkhorizonts verurteile hegemoniale Politikwissenschaft und politische Bildung letztlich zur Affirmation. Continue Reading »

Wie überall auf der Welt wurden Streiks auch in Lateinamerika spätestens im 20. Jahrhundert zum zentralen Instrument der Arbeiter*innen. Und auch dort waren und sind streikende Kolleg*innen immer wieder von Repression betroffen. Am schlimmsten sicherlich unter den zivil-militärischen Diktaturen, die in den 1970er- und 1980er-Jahren in den meisten Ländern Süd- und Mittelamerikas regierten. Doch die Verfolgung, Inhaftierung und Ermordung kämpferischer Kolleg*innen war keineswegs ein Alleinstellungsmerkmal der Militärs. Auch unter sogenannten „demokratischen“ Regierungen waren und sind sie an der Tagesordnung. So war das zivil regierte Kolumbien noch in jüngster Zeit weltweit das gefährlichste Land für organisierte Arbeiter*innen und andere soziale Gruppen, die für ihre Rechte eintreten.

Aber die Geschichte der Streiks in Lateinamerika ist nicht nur eine von Verfolgung und Gewalt. Viele Arbeitskämpfe waren erfolgreich. Aktive Kolleg*innen und Gewerkschaften konnten damit bessere Löhne, Gesundheitsschutz und Arbeitszeitverkürzungen durchsetzen. Große Streiks konnten Diktaturen ins Wanken bringen, wie etwa die der Metallarbeiter im Großraum São Paulo 1978 bis 1980, oder leiteten einen politischen Wandel ein, wie in den letzten Jahren in Chile und Kolumbien. Continue Reading »

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Die Vergesellschaftung von lebenswichtigen Bereichen und profitgesteuerten Großkonzernen ist für einen sozialökologischen Umbau ein entscheidender Hebel. In diesem soeben erschienenen Buch setzen sich 50 Autor*innen in 34 Beiträgen mit der Frage auseinander, ob und wie Vergesellschaftungsformen einen Beitrag zur Bearbeitung oder gar Lösung der sozialökologischen Frage unserer Zeit leisten können. Unter den Autor*innen sind neben vielen anderen Sabine Nuss, Friederike Habermann, Maximilian Becker und Simon Sütterli.

Die von Tino Pfaff herausgebene Publikation ist hier Open Access. Das Inhaltsverzeichnis des 512 seiten starken Bandes hier als PDF.

Von Bernd Hüttner

Tourismus ist in vielen Regionen ein wichtiger Wirtschaftszweig, gleichzeitig zerstört er mit seiner Orientierung an Konsum und (stetigem) Wachstum oftmals das, was er anbietet bzw. vermarktet. An vielen Orten, egal ob in Lissabon (vgl. den Beitrag von Ana Gago) oder in der Wutach-Schlucht im Schwarzwald, es kommen einfach zu viele Besucher*innen. Die Branche ist bereits jetzt stark von der Klimakrise betroffen, die energieintensiven Schneekanonen in den Alpen sind dafür nur das augenfälligste Beispiel.

«Über Tourismus» ist ein kluges und sehr gut gestaltetes Buch über den existierenden Tourismus, seinen Umfang und etliche seiner schädlichen Ausprägungen. Es ist zugleich ein Buch über «Übertourismus» (Eintrag bei wikipedia), der unter anderem daraus resultiert, dass aufgrund der billigen Flugpreise Urlaube immer öfter angetreten werden, immer kürzer sind, mit Zielen, die immer weiter entfernt liegen. Die meisten Emissionen entstehen aber nicht durch den Aufenthalt, wie angenommen werden könnte, sondern durch die An- und Abreise. Das Urlaubsverhalten ist sozial sehr ungleich verteilt, so fliegen zum Beispiel in Österreich nur 18 Prozent der Bevölkerung «öfter oder viel», weltweit sind über drei Viertel aller Menschen noch nie geflogen.

Das Buch bietet in anschaulichen Grafiken und Schaubildern viele frappierende Zahlen; in acht Kapiteln werden unter anderem die komplexen Beziehungen des Tourismus zur Mobilität und zur Landwirtschaft näher dargestellt oder die einschneiden Folgen der Klimakrise beschrieben. Die desaströsen Folgen der plattformgestützten touristischen Kurzzeitvermietung in Städten (steigende Mieten, Verdrängung) werden ebenso kritisiert wie die gestiegenen Immobilienpreise in Ferienregionen, die dazu führen, dass Einheimische wegziehen (müssen) und viele, die im Tourismus arbeiten, nicht mehr an ihrem Arbeitsort wohnen können. Continue Reading »

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Der Sammelband Politische Ökonomie der Zeitenwende. Perspektiven der Regulationstheorie ist soeben im Verlag Westfälisches Dampfboot erschienen ist. Der Band ist das Ergebnis einer intensiven Diskussion im Rahmen der Assoziation für kritische Gesellschaftsforschung (AkG)  über die Aktualität und den Nutzen der Regulationstheorie in Zeiten von Krieg, Krise und Klimakatastrophe.

Die elf Beiträge gehen daher der Frage nach, ob die Regulationstheorie auf der Höhe der «Zeitenwende» ist und die mit der Polykrise verbundenen Entwicklungen analytisch fassen kann. Dazu analysieren die Beiträge die Entwicklungen in verschiedenen gesellschaftlichen Teilbereichen und überprüfen die analytische Schärfe der Regulationstheorie für die damit verbundenen Fragestellungen. Es schreiben u.a. Roland Atzmüller, Joachim Becker, Hans-Jürgen Bieling, Uli Brand, Alex Demirovic, Christoph Görg, Susanne Heeg, Stefanie Hürtgen, Philipp Köncke, Thomas Sablowski, Birgit Sauer, Stefan Schmalz und Markus Wissen.

Das Inhaltsverzeichnis als PDF.

 

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Von Herbert Klemisch

Die Forderung nach Arbeitszeitverkürzung spielt in der deutschen Nachkriegsgeschichte immer wieder eine Rolle. «Samstags gehört Vati mir» war die erste gewerkschaftliche Kampagne zur Einführung der 5-Tage-Woche in den 60iger Jahren. Anfang der 80iger Jahre ging es um die Einführung der 35-Stunden-Woche, die leider in vielen Betrieben und Branchen immer noch nicht umgesetzt ist. Dabei kann Arbeitszeitverkürzung eine Lösung für viele Probleme wie Fachkräftemangel, Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben und eine Klimawende ohne Angst vor Arbeitsplatzverlust sein.
Heute ist die Debatte um Arbeitszeitverkürzung wieder brisant, denn ihre Umsetzung kann unter günstigen Rahmenbedingungen ein Beitrag zu sozialer Gerechtigkeit, Geschlechtergerechtigkeit, zur Reduzierung des Fachkräftemangel aber auch zu Klima- und Ressourcenschonung sein. Damit ist sie aktueller und notwendiger denn je. Unter welchen Voraussetzungen Arbeitszeitverkürzung gelingen kann, dazu gibt die vorliegende Publikation viele hilfreiche Anregungen.
Entstanden ist der Band aus dem Arbeitszusammenhang der attac Arbeitsgruppe «ArbeitFairTeilen»; er verbindet Beiträge ausgewiesener Expert*innen aus Gewerkschaft, Wissenschaft und sozialen Bewegungen.

Nach einem instruktiven Beitrag der Herausgeber*innen ist der Band in drei Themenblöcke unterteilt. Der erste Teil beschäftigt sich mit Modellversuchen, nämlich der Beschreibung des britischen Großversuchs zur Einführung der Vier-Tage-Woche und der Analyse der Debatte der IG Metall um das Konzept der Vier-Tage-Woche. Im zweiten Teil werden von den Autor*innen Berührungspunkte zu anderen gesellschaftlichen Themen in den Fokus genommen. So stellt Beate Zimpelmann etwa den Zusammenhang mit Geschlechter- und Klimapolitik unter dem Begriff der «Ganzen Arbeit» her. Philip Frey begründet die ökologische Grenzen der Arbeit und Steffen Liebig arbeitet unter dem Motto «Kürzer Arbeiten für die sozial-ökologische Transformation» die Konvergenzpunkte von Gewerkschafts- und Klimabewegung heraus. Continue Reading »

Von Bernd Hüttner

Der 1974 geborene Klaus Lederer ist einer der beliebtesten Politiker Berlins. 2005 wurde er erstmals zum Berliner Landesvorsitzenden der damaligen PDS gewählt, von Dezember 2016 bis April 2023 war er Berliner Senator für Kultur und Europa sowie Stellvertreter der Regierenden Bürgermeister:innen Michael Müller bzw. Franziska Giffey. In seinem neuen In der Nacht zum 25. April 1974 gewann der 1. FC Magdeburg im Europapokal gegen Sporting Lissabon und erreichte als erster Fußballklub der DDR ein europäisches Finale.
Doch weltgeschichtlich viel bedeutender war ein Ereignis, das sich in dieser Nacht in Lissabon vollzog.Buch ist aber nicht die Regierungszeit und seine Rolle als Senator der Hauptgegenstand. Vielmehr soll sein Buch «… weder ein Manifest noch eine Programmschrift (…) sein» (S. 9), ist dann aber doch auf eine populare Art genau das.

Lederer schreitet mit großen Schritten durch die Geschichte des Kapitalismus, des Neoliberalismus und der sozialistischen Bewegung, erklärt verständlich deren Prinzipien, diskutiert aber auch die zeitgebundenen Einschränkungen der Theorien von Marx oder das Ende der DDR. Er schreibt darüber, wie Wachstum zum Selbstzweck wurde und was das heute für die ökologischen Grenzen des Planeten bedeutet. Damit markiert er, im Unterschied zu etlichen anderen linken Strömungen zwei Punkte: Wohlstand ist auch, aber eben nicht nur, eine Frage der Produktion und Verteilung materieller Güter, und zum anderen erfordert die Klimakrise eine Umkehr bei der Produktion, ein unendliches Wachstum ist nicht möglich, auch kein »grünes». Nebenbei bekommt dann kurz und umso treffender die linke Partei in unaufgeregten Worten (vgl. etwa S. 109) noch ihre Kritik ab, ebenso die «umtriebige Medienunternehmerin Sahra Wagenknecht» (S. 115). Continue Reading »

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Von Herbert Klemisch

Die soziale Schieflage in Deutschland wird immer größer. Eine wichtige Ursache hierfür ist das Steuersystem. Es legt fest, wie wir Renten, Gesundheit, Straßen, Schulen oder die Energiewende finanzieren. Allerdings ist das System ungerecht, denn Geringverdienende zahlen beispielsweise beinahe die Hälfte der anfallenden Steuern und Abgaben. Die Kinder von Multimillionären erben hingegen nahezu steuerfrei.
Die Autoren, beide Mitglieder der AG «Finanzmärkte und Steuern» bei Attac wollen daran etwas ändern. Sie haben mit diesem Band, wie sie es nennen, ein Konzept zur Rückverteilung von Reichtum zu mehr Gerechtigkeit und Klimaschutz vorgelegt. Darin stellen sie u.a. die Frage, wieviel Armut und Ungleichheit eine Demokratie verträgt und was ein Steuersystem für eine soziale und nachhaltige Gesellschaft leisten kann.
Im ersten Teil des Bandes werden in vier Kapiteln Grundlagen abgehandelt, von einer kurzen Geschichte der Steuern über die neoliberale Weltordnung, die Transformation des Kapitalismus hin zu einer Philosophie der Gerechtigkeit. Der zweite Teil des Buches erläutert dann in sieben Kapiteln die Grundlagen des Konzepts der Autoren. Beginnend mit dem Kapitel 5 folgt die eigentliche Analyse des bundesdeutschen Steuersystems mit Ausflügen in internationale Regelungsbereiche. Zugegeben: dies ist eine ziemliche Herkulesaufgabe. Leider bewegen sich die Autoren in diesem zweiten Teil des Buches immer wieder zwischen einer Darstellung des Status Quo und eigenen Forderungen. Zu den zentralen politischen Forderungen gehört u.a. die Aufnahme des Gini-Index in die Verfassung. Der Gini-Index ist das am häufigsten verwendete Verteilungsmaß. Ein handwerklicher Fehler besteht darin, dass dieser für Hentschel und Eibl so wichtige Indikator nirgendwo im Buch verständlich definiert wird. Continue Reading »

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Leben im Überfluss? Ist der Zwang zum Wachstum eigentlich ein Naturgesetz? Ruinieren Klimadebatten, die alternative Wirtschafts- und Care-Formen einfordern, Wohlstand, soziale Teilhabe und Arbeitsplätze? Und kann sich der Globale Süden ohne fossiles Wachstum aus der Armut befreien? Klimabewegte, (öko-)feministische und ökosozialistische Versuche zur Beantwortung drängender Fragen bietet das neue Heft der Zeitschrift WIDERSPRUCH.

Jede der Ausgaben dieser in Zürich halbjährlich erscheinenden Zeitschrift ist einem Schwerpunktthema gewidmet. Dieses wird mit rund fünfzehn Beiträgen theoretisch oder praxisbezogen analysiert und problematisiert sowie assoziativ oder anhand von Fallbeispielen beschrieben. Es werden Auswege aus Sackgassen entworfen und Antworten von Bewegungen porträtiert. Es lohnt sich deshalb, verschiedene Beiträge quer durchs Schwerpunktthema zu lesen.
Jedes Heft enthält zudem Beiträge zu aktuellen Diskussionen und Rezensionen von Neuerscheinungen auf dem linken Buchmarkt. Continue Reading »

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Eine Rezension von Lola Fischer-Irmler

Das Buch von Nadine Gerner und Lina Hansen verspricht eine Einführung in den Ökofeminismus zu sein, und ist dabei sogar noch so viel mehr als das.

Die Autorinnen unternehmen den ambitionierten Versuch, Theorie und Praxis ökofeministische Bewegungen der letzten Jahrzehnte für heutige feministische und Klimakämpfe >nutzbar zu machen. Dabei greifen sie auf eine Vielzahl von Beispielen zurück, zeichnen die Geschichte der ökofeministischen Bewegung nach und schaffen es anschauliche Bilder durch spannende Erzählungen und kreative Überschriften zu zeichnen. Sie scheuen sich dabei nicht, sich die Hände schmutzig zu machen und wühlen mitunter auch im Kompost zwischen Würmern und Pilzen. Unterfüttert wird das Buch mit vier kurzen Portraits inspirierender Ökofeminist*innen, unter anderem der kürzlich verstorbenen Maria Mies und einem von Wegbegleiter*innen kollektiv verfassten Vorwort. Continue Reading »

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Neues zu Marx

Eine Rezension von Sebastian Klauke

Das vorliegende, auf einer 2022 abgeschlossenen Dissertation basierende Buch, ist überwältigend. Dem Autor gelingt es, der schon Jahrzehnte anhaltenden Diskussion – in kritischer Auseinandersetzung mit dieser – um die Frage nach der Bedeutung und dem Sinn der Kategorien im Werk (insbesondere im Kapital) von Marx eine originelle Darstellung hinzuzufügen. Auch der Zusammenhang von Kategorie und Begriff bei Marx wird von ihm virtuos ausbuchstabiert. Zugleich bietet er einen eigenen Beitrag zur Frage, was denn eigentlich eine materialistische Dialektik ist. Bevor er seine Interpretation und Analyse in der intensiven Auseinandersetzung mit Marx entfaltet, stellt er je ein Kapitel zu Aristoteles und Hegel voran, denn allein mit deren ‚Vorarbeiten‘ lässt sich Marx‘ spezifischer Zugang verstehen. Es empfiehlt sich, von Hegels Phänomenologie des Geistes zumindest die grundlegenden Argumentationszüge im Kopf zu haben, um den Ausführungen in Ruhe folgen zu können. Noch dringlicher: man nehme sich Zeit, das Buch ist keine Lektüre, der man sich zwischen Tür und Angel widmet. Obendrein ist es, auch seinem eigenen Anspruch nach, keine bloße intellektuelle Fingerübung oder intellektuelle Onanie in den praxisfernen Niederungen der Philosophie, sondern zielt mit all den Überlegungen auf das ‚richtige‘ Verständnis, die durchdringende Analyse der kapitalistischen Welt ab, immer mit dem Ziel, diese Gegenwart auch zu verändern. Kein Furcht also vor philosophischen Abenteuern wie diesem – man staunt, lernt viel und ist auch als Kapital-Leserin gehörig irritiert. So einige Sätze hätten deutlich weniger kompliziert formuliert sein können, um das Nachvollziehen des ohnehin herausfordernden Gedankenreichtums nicht unnötig zu verkomplizieren.

Franz Heilgendorff: Kategoriale Kritik. Zur Bedeutung von Kategorie und Begriff in der dialektischen Methode bei Marx; Karl Dietz Verlag, Berlin 2023, 298 Seiten, 30 Euro.

Eine leicht abweichende Fassung erschien zuerst in analyse & kritik Nr. 701, 20. Februar 2024, S. 32.

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Eine Rezension von Herbert Klemisch

Die Diskussion um Mängel der öffentlichen Daseinsvorsorge entzündet sich aktuell an vielen Gegenstandsbereichen. Da ist das marode Straßen- und Schienennetz, schlechte Luft und fehlende Wohnungen besonders in den Metropolen, die mangelhafte Gesundheitsversorgung sowie die Defizite der Mobilität im ländlichen Raum oder die mangelhafte Versorgung mit Kindergarten-, Schul und Ausbildungsplätzen. Die Gesellschaft ist in eine Phase zugespitzter Infrastrukturkonflikte eingetreten.
Die Autor*innen präsentieren in diesem Buch die Ergebnisse des Forschungsprojektes «Gemeinwohl-relevante öffentliche Güter», das an der Universität Tübingen von 2020 bis 2023 durchgeführt wurde. In den Beiträgen wird aus sozialwissenschaftlicher Sicht rekonstruiert, wie de Politisierungs- und Transformationsprozesse in einzelnen Handlungs- oder Politikfeldern verlaufen. Im abschließenden Kapitel wird ausgelotet, wie die Perspektive einer staatlichen Gewährleistung bestimmter Leistungen bei Infrastrukturkonflikten aussehen kann. Dabei werden insbesondere die Beteiligungs- und Einflussmöglichkeiten sogenannter schwacher Interessen diskutiert. Continue Reading »

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Update: Es wird einen Folgetermin geben am 9.2.24, selbe Uhrzeit, selber Ort.

Es sage keine/r, ich hätte ja mal was sagen können: Ab Oktober 2025 gibt es Sicherheitsupdates für Windows 10 nur noch im Abo. Für viele mit älteren Geräten könnte der Neukauf eines Geräts attraktiver sein als das Abo oder das Upgrade-Risiko auf Windows 11. Teuer wirds eh. Für Mac gilt ähnliches, siehe weiter unten.

Die IT-Analysefirma Canalys schätzt, dass etwa ein Fünftel der Windows10-Geräte – 240 Millionen an der Zahl – danach zu Elektroschrott werden, da sie nicht mit Windows 11 kompatibel sind. Diese Rechner seien zwar immerhin recycelbar, ihr Wiederverkaufswert verringere sich jedoch massiv. Viele der betroffenen Geräte seien aber im Grunde auch nach dem Ende des Windows-10-Supports noch jahrelang nutzbar.

Eine Nutzungsmöglichkeit wäre der Umstieg auf Linux. Übrigens auch eine Lösung für Mac-Liebhaber_innen. Denn die haben das gleiche Problem, es gelten lediglich andere Fristen. “Geht es nach Apple, gehört ein sieben Jahre alter Mac auf den Recyclinghof – und das selbst bei teuren MacBook-Pro-Maschinen”, sagte heise.de und liefert eine schöne Anleitung, wie die Migration OSX/macOS nach Linux mit einem 2010er MacBook Pro klappt (leider hinter Paywall, ich hinterlege einen Ausdruck in der Bibliothek der RLS), bis hin zum Look&Feel und gewohnten Shortcuts und Menüpositionen.

Kommenden Freitag gibts die Möglichkeit zur gemeinsamen Linux-Installation – betreut durch mich: Um 18 Uhr gehts los im “Kulturcafe Neukölln”, Friedelstr. 28. Alle weiteren Details auf der Veranstaltungsseite des Kulturcafes: Zu den Veranstaltungsdetails

Der Kollege Lutz Brangsch hat uns im Institut für Gesellschaftsanalyse über den Emailverteiler von Anfang auf dem Stand gehalten. Als Russisch-Leser hat er für uns gelesen, durchdacht und auf Überblick zielend zusammengefasst, was in russischer Sprache wichtig war oder relevant für eine Einordnung der Ereignisse.

Hier jetzt seine Notizen zum Ukraine-Krieg (von Februar 2022 bis September 2023) als PDF.

Die Quellen sind im PDF verlinkt. Die 121 Seiten lassen sich schnell erschließen durch die PDF-Seitenleiste, über das Datum der Notizen und teilweise über gliedernde Überschriften. Gut, dass das nicht in unseren individuellen Inboxen versackt.

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