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Eine Rezension von Bernd Hüttner

Die Debatte um Klassismus ist nun auch in der politischen Bildung angekommen: zum einen als Gegenstand und Thema in der Bildung, zum anderen als Herausforderung für die Praxis. Das heißt, es werden Fragen gestellt nach Zielgruppen, Methoden und auch nach dem Selbstverständniss der Dozent*innen. Der hier vorliegende Band enthält nach einer Einleitung 14 Beiträge und widmet sich vorrangig der Bedeutung von Klassismus in der außerschulischen politischen Bildung.

Die Formate der Texte sind unterschiedlich: Sie reichen von dialogischer (Selbst-)Reflexion über klassische Theorietexte und Prosa bis zu Berichten aus der Praxis einzelner Vorhaben an Hochschulen oder der Jugendarbeit. Inhaltlich werden dabei verschiedene Themen bzw. Praxisfelder ausgeleuchtet: sexuelle Bildung, queere Jugendbildung, Geschlechterbildung und Heteronormativität, Antisemitismus und Heteronormativität, Rassismus, (Dis-)Ability, Klassismus und Kinder.

Immer wieder, wenn auch nicht durchgängig, geht es implizit um das Selbstverständnis von Politischen Bildner*innen und ihre eigene Politisierung, etwa indem Einblicke in ausgewählte Empowerment-Projekte oder in die eigene Biografie gewährt werden («Die Klassenposition verändert sich im Laufe unseres Lebens, die Klassenherkunft bleibt jedoch unveränderbar»).

Die Sprache des Bandes ist sehr akademisch, obwohl das Buch nach den Worten der Herausgeber*innen «kein akademisches» sein will (S. 16). Leser*innen, die sich für Klassismus und/oder kritische politische Bildung interessieren, werden reichhaltige Impulse finden. Zudem werden sie dazu ermutigt, das Thema Klassismus in die eigene Praxis aufzunehmen, das eigene Handeln zu reflektieren und weiter zu entwickeln.

Nicht zuletzt zeigen die Texte, dass der Kampf gegen Klassismus jetzt in weitere Themenfelder transportiert wird. Dabei wird deutlich, dass es nicht (nur) um einen Kampf gegen Diskriminierung geht: Immer wieder wird Klassismuskritik in diesem Band mit einer Kritik der kapitalistischen Ökonomie zusammengebracht und im Rahmen von intersektionalen Ansätzen gedacht, die weitere Unterdrückungs- und Ausbeutungsstrukturen benennen.

Ines Pohlkamp, Lea Carstens, Björn Nagel (Hrsg.): Klassismus und politische Bildung. Intersektionale Perspektiven und Reflexionen aus der Praxis; Wochenschau Verlag, Frankfurt/Main 2023, 216 Seiten, 25 Euro

Ergänzender Hinweis: Frankfurter Erklärung. Für eine kritisch-emanzipatorische Politische Bildung,  Juni 2015 (PDF-Datei, Zugriff 17.11.2023).

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