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Der Karl Dietz Verlag setzt mit seiner jüngsten Veröffentlichung seine Reihe von bemerkenswerten Beiträgen im Umfeld des Jahrestages der Wiederbegründung der deutschen Arbeiterbewegung vor 150 Jahren fort. 1863 wurde durch Ferdinand Lassalle der ADAV gegründet, der nach Jahren der deutschen Arbeiterbewegung wieder eine eigenständige politische Stimme verlieh. Schon sechs Jahre später im Jahr 1869 entstand die SDAP, in der August Bebel und Wilhelm Liebknecht eine entscheidende Rolle spielten. Soeben ist nun ein Buch über eben diesen Wilhelm Liebknecht erschienen, der bis zu seinem Tode 1900 die aufstrebende Sozialdemokratie als Politiker, Agitator und Publizist maßgeblich prägte.
Bereits Ende vergangenen Jahres erschienen „Nationalitätenfrage und Autonomie“ von Rosa Luxemburg und die Erinnerungen A. Balabanoffs an Lenin. Gerade wird vom IfG die Wiederveröffentlichung der „Ökonomik der Transformationsperiode“ von Nikolai Bucharin als online-Version vorbereitet. Die drei Werke beziehen sich auf Bruchstellen der Entwicklung der Arbeiterbewegung in jeweils unterschiedlicher Weise.
Daneben steht nun die jüngste Veröffentlichung „Wilhelm Liebknecht. Soldat der Revolution, Parteiführer, Parlamentarier“ von Wolfgang Schröder. Schröder zeichnet in diesem nun drei Jahre nach seinem Tode erschienen Buch auf interessante Weise das Leben Wilhelm Liebknechts nach. Geboren 1826 erlebte er aktiv die Revolution 1848, die folgende Welle der Unterdrückung der Arbeiterbewegung, ihren Aufstieg nach 1863, die wieder einsetzende Unterdrückung durch das Sozialistengesetz und dessen Überwindung durch eine trotzdem weiter erstarkte Sozialdemokratie mit. Er ist einer der wichtigsten Exponenten der aus den kommunistischen Wurzeln wachsenden Generation von Sozialdemokraten. Allein diese Lebenszeit läßt interessante Einblicke in das Werden der deutschen Arbeiterbewegung erwarten. Zudem war Liebknecht in zahlreiche Auseinandersetzungen über Organisations- wie auch politisch-strategische Fragen präsent. Es ging um die Frage nach dem Verhältnis der Arbeiter zu bürgerlichen Parteien, um Fragen der innerparteilichen Demokratie, um die Frage nach der Art von Bildung, die die Sozialdemokratie braucht, und vor allem auch um das Verhältnis zu Militarismus und Krieg sowie um den Kampf für Demokratie.
Das Buch hilft zu verstehen, warum die linken Parteien so geworden sind, wie sie heute eben sind. Es zeigt uns, wie Persönliches mit Politischem zusammenfließt und wie damit Politik auch ein Moment von Zufälligkeit innewohnt. Ähnlich wie bei Balabanoff und Luxemburg wird deutlich, wie sehr sich das Kommunistische und das Sozialdemokratische miteinander in ihrem Bezug auf die Geschichte der marxistischen Sozialdemokratie zum Ende des 19. Jahrhunderts verflechten. Die Versuche einer der beiden Linien, diese Tradition zu monopolisieren erweist sich nicht nur mit Blick auf die Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts, sondern auch mit Blick auf die reklamierte Tradition als haltlos. Die Sozialdemokratie Liebknechts war kommunistisch, demokratisch und plural. Freilich trug sie damit auch schon den Keim des Zerfalls 1914-18 in sich. Das Buch Schröders kann dabei helfen, sich diese Konstellation im Wortsinn zu vergegenwärtigen und eigenes Handeln mit anderen Augen zu sehen.

Demnächst hier im Dietz-online-Shop.

Wolfgang Schröder
Wilhelm Liebknecht
Soldat der Revolution, Parteiführer , Parlamentarier
Ein Fragment
Herausgegeben von Renate Dreßler-Schröder und Klaus Kinner
Karl Dietz Verlag Berlin 2013
Geschichte des Kommunismus und Linkssozialismus Band XVIII
ISBN 978-3-320-02289-1

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