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Die am Schicksal des Marxismus in Russland interessierten deutschsprachigen Leser hatten vor drei Jahren Gelegenheit, sich in zwei sehr aufschlussreichen und zu weiterer kooperativer Zusammenarbeit anregenden Publikationen von Prof. Dr. habil. Günter Mayer und Prof. Dr. Wolfgang Küttler darüber zu informieren, dass sich in akademischen Kreisen Russlands eine Gruppe von Wissenschaftlern als postsowjetische Schule eines kritischen Marxismus zusammengeschlossen hatte.[1] Diese Gruppe, die zur Bewegung „Al’ternativy“ [Alternativen] gehört, hat sich inzwischen durch neue intensive Forschungen auf theoretisch-analyti­schem und programmatischem Gebiet, verbunden mit vielfältigen über das ganze Land ausge­dehnten gesellschaftlichen Initiativen weiter gefestigt. Sie ist heute zu einer aktiven Realität im wissenschaftlichen und politischen Leben Russlands geworden und gewinnt zunehmend an internationaler Ausstrahlung.

Die „Alternativen“ verstehen sich als „gesamtrussische Bewegung von Anhängern des Sozialismus, der Demokratie und des Internationalismus, die unterschiedliche gesellschaftliche Initiativen für den Schutz von sozialen und Bürgerrechten, für allgemein zugängliche Bildung u. a. unterstützt. Sie gibt seit 1991 die gesellschaftspolitische und theoretische Zeitschrift sozialistischen Gedankenguts Al’ternativy’ heraus, organisiert öffentliche Anhörungen, Foren und Konferenzen, unterstützt die alterglobalistische Bewegung u. v. m.“[2]

Die Bewegung, die auf ehrenamtlicher Basis tätig ist, bezeichnet sich als „Wissenschaftlich-produktiver Komplex des Kommunismus“. Was darunter zu verstehen ist, wird auf ihrer Internetseite erklärt. Sie „betrachtet ihre auf Selbstorganisation beruhende soziale Tätigkeit als Praxis zur Herausbildung des assoziierten Subjekts, die es ermöglicht, nicht nur die eigenen Pläne zu verwirklichen, sondern auch in der Gesellschaft anerkannt zu werden. Diese Logik bedeutet bereits einen Fortschritt auf dem Wege zu kommunistischer Tätigkeit und Assoziation.“[3]

Die „Alternativen“ entstanden Anfang der 1990-er Jahre. Sie entwickelten sich auf der Grundlage der Assoziation „Wissenschaftler für Demokratie und Sozialismus“, die aus jenem Teil der „Marxistischen Plattform“ hervorgegangen war, der sich als unabhängiger marxistischer Kreis Ende der 1980-er Jahre innerhalb der KPdSU der bürokratischen Parteiführung entgegen gestellt hatte. Mit diesen strukturellen Veränderungen hatten die Initiatoren der „Alternativen“ unter Leitung von Professor Dr. habil. Alexandr V. Buzgalin und Dr. habil Andrej I. Kolganov auf die neuen gesell­schaft­lichen Bedingungen reagiert, die in Russland im Zusammenhang mit dem Prozess des Zerfalls der UdSSR, des Zusammenbruchs des „sozialistischen Weltsystems“ und der sich in Russland vollziehenden Ent­wicklung zu einem System kapitalistischer Produktionsverhältnisse entstanden waren. Die Hauptrichtungen der Tätigkeit der Bewegung „Alternativen widerspiegeln sich 1. in den seit 1991 vier Mal jährlich erscheinenden Heften ihrer gleichnamigen Zeitschrift, 2. in einem Professorenseminar in Zusammenarbeit mit dem Komitee für Bildungswesen der Staatsduma sowie in den Veranstaltungen ihres Diskussionsklubs, der zunächst unter dem Namen „Offener Marxismus“ und danach – bis heute – als Klub „Dialog“ monatlich aktuelle Themen erörtert, und 3. in vielfältigen Aktivitäten des 2007 gegründeten Internationalen Internet-Instituts „Socializm–XXI“ [Sozialismus–XXI][4].

Die „Alternativen“ verkörpern eine neue Form eines Zusammenwirkens, die keine feste Organisation darstellt, sondern Menschen nach einem Netzwerkprinzip entsprechend übereinstimmender Zielen zusammenführt. Hierbei handelt es sich vor allem um gemeinsame gesellschaftliche Interessen in Wissenschaft, Bildung, sozialen Bewegungen und Kultur. In diesem Sinne geht es um ein Netz von Projekten, die sowohl gemeinschaftlich zu bestreiten sind als auch individuell mit persönlicher Autorschaft. Die Teilnehmer kommen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Organisationen und linksorientierten politischen Parteien bzw. sind an keinerlei Organisation gebunden. Der Vektor der Tätigkeit der Bewegung ist auf die Gesellschaft gerichtet. Ziel ist es, solche aktuellen Probleme aufzugreifen, deren Lösung dazu beitragen kann, die Gesellschaft weiter in Richtung auf die Überwindung der kapitalistischen Verhältnisse voran zu bringen. Um hierbei zu einem erfolgreichen Zusammenwirken zu gelangen, sollen die Stärken unterschiedlicher Teilnehmer eingebracht und zu einem gemeinsamen Ergebnis zusammengeführt werden. Da die Bewegung keine Mitgliedschaft hat, erhebt sie auch keine Beiträge. Als bester Beitrag gilt eine aktive und erfolgreiche Teilnahme an Projekten zum eigenen Nutzen und zum Nutzen der Gesellschaft. Der Unterschied zu einer Partei besteht darin, dass die Bewegung nicht nach „oben“ zur Teilnahme an der „Macht“ strebt, sondern vielmehr auf die Macht der sich „unten“, an der Basis, selbst organisierenden Menschen setzt.

Für die Bewegung „Alternativen“ ist charakteristisch, dass sie sich nicht ideologisch abkapselt, sondern für vielfältige politischen Anschauungen offen ist. Die soziale Basis ist sehr breit, sowohl in beruflicher und altersmäßiger, als auch in nationaler und kultureller Hinsicht. Der Schwerpunkt liegt nicht auf politischer Tätigkeit, sondern auf sozialem Gebiet. Innerhalb der „Alternativen“ hat jeder die Möglichkeit, seine eigenen, persönlichen Interessen wahrzunehmen und handelt auf eigene Initiative und in persönlicher Verantwortung.[5]

Die Zeitschrift „Al’ternativy“[6] unter Leitung ihres Chefredakteurs Alexandr V. Buzgalin und seines Stellvertreters Michail I. Voejkov bietet mit ihren festen Rubriken unterschiedliche Möglichkeiten zur Information und Diskussion über neue Forschungsergebnisse, zur Weiterentwicklung eines kritischen Marxismus und als Orientierungshilfe für jene, die schon heute erkennbaren Elementen späterer Transformationen in Richtung Sozialismus auf der Spur sind. Zugleich ist sie eine anregende Unterstützung bei der Aufarbeitung der eigenen und internationalen Geschichte des ersten sozialistischen Versuchs in Russland und in anderen Ländern sowie für die sozialen Kämp­­­fe von Gewerkschaften, Betriebsbelegschaften, Jugend- und Arbeiterorganisationen. Mit ihren Berichten und Initiativen stimuliert sie die russische und internationale alterglobalistische Bewegung.

Diese Zeitschrift wird seit 2003 von einer weiteren Publikation begleitet, der in unregelmäßigen Abständen herausgegebenen akademischen Zeitschrift „Ėkonomiko-filosofskie tetradi“ [Ökonomisch-philosophische Hefte][7], die die Traditionen der früheren marxistischen archivalischen Forschungen in Russland fortsetzt und auch neu erschlossene oder schwer zugängliche Archivmaterialien publiziert.

Das Internationale Internet-Institut „Sozialismus–XXI“ verfolgt vor allem das Ziel, „den Dialog zwischen Wissenschaftlern zu fördern, die den postsowjetischen Marxismus unterstützen und sozialistische Theorien Europas, der USA und Japans sowie der Dritten Welt in grundlegenden theoretischen Forschungen über das gegenwärtige Gesellschaftssystem und über Voraussetzungen des Sozialismus im 21. Jahrhundert vertreten. Damit soll zugleich ein Beitrag geleistet werden, um die Informationsschranken zwischen den Wissenschaftlern aus den früheren sozialistischen und den kapitalistischen Ländern zu überwinden, um neue Erkenntnisse über modernen Sozialismus in wissenschaftlichen Umlauf zu bringen und in die allgemeine Meinungsbildung in der Welt einfließen zu lassen“.[8]

Man kann heute feststellen, dass das Internet-Institut in den wenigen Jahren seines Bestehens sowohl an Breite des Spektrums seiner Aktivitäten als auch an Tiefe und Vielfalt der Forschungsinhalte gewonnen hat. Es unterhält weit gefächerte Themenkreise, Vortragsreihen und ständige Seminare sowie eine in Semester gegliederte „Jugenduniversität des modernen Sozialismus“ [Molodežnyj universitet sovremennogo socializma, MUCC] mit Lektionszyklen und Diskussionsveranstaltungen in Geschichte, Philosophie, Kultur und Ökonomie, in die man sich ohne Studiengebühren einschreiben kann. Zu­gleich verfügt es über vielfältige Gelegenheiten zu raschen und effektiven Interaktionen: Innerhalb von Blogs (Dnevniki/­Ta­gebü­chern) bietet es Interessenten die Möglichkeit, Fragen zu stellen, eigene Ausarbeitungen zu unterschiedlichen Themen in vollem Wortlaut bzw. in Thesen sowie Antworten von Lesern dazu zu publizieren und damit auch Diskussionen zwischen mehreren Beteiligten zu initiieren. Diese können ständig – sowohl aktuell als auch für frühere Jahre – per Internet abgerufen werden. Auf Wunsch können sich die Leser sofort zu den entsprechenden technischen Kommu­nikations­möglichkeiten durchklicken.

In jüngster Zeit werden von den Blogschreibern besonders theoretische und politische Themen behandelt wie: Zur Bedeutung der nationalen Frage in Russland; der 25. Jahrestages des Beginns der Perestrojka (Gesetzmäßigkeit oder historischer Zufall?); der 65. Jahrestag des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg und die Bestrebungen bestimmter Kreise, in diesem Zusammenhang eine Stalin-Renaissance in Gang zu bringen.

Die Rubrik „Ssylki“ [Verweise] bietet neuerdings noch reichhaltigere Informationen, direkten Zugang und Links zu verschiedenen internationalen Orgaisationen und Publikationen. Bei Interesse für bestimmte Zusammenhänge kann man z. B. schnell in das europäischen Netzwerk für alternatives Denken und politischen Dialog „Transform!“ (in Gestalt der englischsprachigen Monatsschrift, der vierteljährlich englisch und portugiesisch erscheinenden Zeitschrift und des englischsprachigen Netzwerks europäischer Länder) gelangen.[9] Dasselbe gilt auch für das mehrsprachige „Projekt K“, ein europäisches auf kritischen Marxismus orientiertes Netzwerk von Zeit­schriften und eine Reihe von Stiftungen sowie sozialer und wissenschaftlicher Vorhaben. So ist u. a. auch die Internetrepräsentanz des Berliner Instituts für kritische Theorie (InkriT) mit dem Historisch-kriti­schen Wörterbuch des Marxismus sofort zu erreichen.[10] Mit diesen Angeboten regt das Internet-Institut nicht nur zur Erweiterung des internationalen Blickfelds seiner Besucher an, sondern erweist sich zugleich als Mittler für sozialistisches Gedankengut anderer Länder und Unterstützung solidarischer Aktivitäten.

Ebenso stehen in gesonderten Rubriken zahlreiche weitere Informationen zur Verfügung, z. B. über die Autoren, Partner und Freunde des Instituts und der Zeitschrift[11], über Veranstaltungen, neu eingestellte wissenschaftliche Beiträge, Mitteilungen, wichtige Ereignisse aus Russland und der ganzen Welt, die als Ticker in einem Band ständig ergänzt werden. Meinungen und Vorschläge zur Tätigkeit des Instituts können in einem Gästebuch geäußert werden. In der Rubrik „Analitika“ [Analysen] erläutern Experten regelmäßig und zeitnah aktuelle internationale Fragen von besonderer Brisanz und in den Mittelpunkt öffentlicher Diskussionen gerückte politische und historische Probleme – wie im Frühjahr d. J. die Ereignisse in Kirgistan, aufgekommene Fragen im Zusammenhang mit Vergleichen von Sozialismus und Faschismus, zum drohenden Staatsbankrott in Griechenland. Eine Bibliothek zu Problemen des heutigen Marxismus, des Sozialismus und der Arbeiterbewegung ermöglicht Einsichtnahme und Herunterladen von Literatur. Eine Art Archiv unter der Rubrik „Otčety Al’ternativ“ [Berichte der Alternativen] ist noch im Aufbau begriffen. Hier werden Veranstaltungen und Publikationen für die einzelnen Jahre abrufbereit registriert. So verzeichnet die Liste der erschienenen Literatur nach dem aktuellen – noch nicht vollständig ermittelten – Stand von 1992 bis 2000 46 und von 2001 bis 2009 62 Publikationen.

In der ebenfalls im Internet zugänglichen Liste der in den einzelnen Jahren durchgeführten Konferenzen u. a. Veranstaltungen finden sich für die Zeit, die seit dem Artikel von Mayer/Küttler vergangen sind, u. a. solche Themenkreise wie: für 2008 – in Moskau: eine Anhörung über den nichtstaatlichen Sektor des Bildungswesens; ein internationales wissenschaftliches Seminar aus Anlass des 190. Geburtstags und 125. Todestags von Karl Marx; eine internationale Konferenz zum Thema „Strategien Russlands: Eine Wissensgesellschaft oder ein neues Mittelalter“ u. a.; für 2009 – in Prokop’’evsk: eine wissenschaftliche Konferenz „Die Arbeiter und die Arbeiterbewegung in Russland unter den Bedingungen der radikalen Veränderungen des 20. Jh.“; in St. Petersburg: ein internationales Seminar „Antikrisenstrategie: linke Alternative“, an dem zahlreiche bekannte Wissenschaftler verschiedener Länder teilnahmen und auf dem auch Prof. Dr. habil. Christa Luft einen viel beachteten Vortrag hielt, sowie eine Konferenz über das sozialistische Ideal und die Praxis seiner Realisierung in der UdSSR.

Große Akzeptanz in ganz Russland fanden die Veranstaltungen, die Ende April 2009 im Rahmen einer „Woche des Sozialismus und sozialer Alternativen“ in Moskau organisiert wurden, an denen Vertreter führender wissenschaft­licher Institutionen aus den Regionen des Landes sowie verschiedener gesellschaftlicher Organisationen teilnahmen, z. B. zu Fragen der Suche nach linken Alternativen im Zusam­menhang mit den Weltkrisen des 21. Jh.; eine Fortsetzungskonferenz zu Problemen der Stagnation in der UdSSR, deren Ergebnisse in eine speziellen Buchpublikation Eingang fanden; Seminare über Lateinamerika und Alternativen zum Kapitalismus; über Sozialismus und Kultur; über Linke Presse und linkes Internet; über linke Theorie und linke Praxis in ihrer Wechselbeziehung.

Im April 2010 haben zwei größere internationale Veranstaltungen in Moskau stattgefunden: eine Konferenz anlässlich des 140. Geburtstags von V. I. Lenin[12], ein theoretisches Forum „Jenseits der Krise: das Potenzial fundamentaler Bildung, Wissenschaft und Kultur“ (Russland im globalen Kontext). Am 27. und 28. Juni d. J. folgte – ebenfalls in Moskau – eine gesamtrussische Konferenz zu Erfahrungen und Entwicklungsperspektiven von sozialen Bewegungen und Nichtregierungsorganisationen, an der Vertreter aus über 30 Regionen Russlands teilnahmen. Den Schwerpunkt bildete die Erarbeitung einer gemeinsamen Strategie und neuer Formen des Kampfes für soziale und Bürgerrechte sowie programmatischer und organisatorischer Alternativen gegen das im Mai 2010 von der Staatsduma verabschiedete Föderale Gesetz 83 F 3, in dem die Kommerzialisierung sozialer Sphären (Bildung, Gesundheitswesen, Kultur) vorgesehen ist.[13] Das Besondere dieser Konferenz bestand darin, dass hier praktische Koordinationsstrukturen für den Austausch von Informationen und Erfahrungen vorgesehen wurden, die günstige Möglichkeiten für das Zusammenwirken der sozialen Bewegungen mit unterschiedlichen Bevölkerungsschichten und politischen Parteien, vor allem der Linken und der KPRF, im Sinne einer breiteren Politisierung der Gesellschaft bieten.[14] In einer öffentlichen Diskussion zum Thema „Die Linken und die sozialen Bewegungen“ wurde in diesem Zusammenhang auch über die Frage diskutiert, ob es angebracht sei, dass die sozialen Bewegungen eine neue Partei gründen. Hierzu wurde von Alexander V. Buzgalin darauf verwiesen, dass trotz dringend erforderlicher breiter Zusammenarbeit eine solche Orientierung in Russland gegenwärtig nicht günstig wäre, da sich dies an solchen Fragen wie der Führung einer solchen Partei und der Wahl der Losungen zerschlagen und der sozialen und politischen Aktivität der Menschen abträglich sein würde.[15] Als ein wesentlicher konstruktiver Beitrag für die geplanten Aktionen, mit denen die Durchführung des antisozialen Föderalen Gesetzes 83 F 3 verhindert werden sollen, wurde zu der Konferenz ein spezielles mehrseitiges Informationsmaterial vorgelegt, das als eine Art „Wegweiser“ zum Thema „Gesellschaftlich-staatlich-private Partnerschaft auf den Gebiet der Berufsausbildung“ eine Alternative zu der kapitalistischen Privatisierung auf einem der Gebiete der sozialen Sphäre der Gesellschaft bietet.[16]

In dem bereits erwähnten Klub „Dialog“ wurden auch in den letzten Jahren wieder regelmäßig aktuelle politische und historisch bedeutsame Fragen bzw. Themen für Konferenzen oder Publikationen öffentlich zur Diskussion gestellt. Im Jahr 2008 z. B.: Das 21. Jahrhundert: Wo hatte Karl Marx Recht und wo irrte er?; 2009: Welchen Weg wäre Russland (die UdSSR) gegangen, wenn Lenin 1924 nicht gestorben wäre?; Welches Russland haben wir 1917 verloren? (Mythos und Wahrheit über das russische Imperium); im März 2010: ein Vortrag von Ruslan S. Dzarasov zum Thema: Der russische Kapitalismus: Anatomie der Ausbeutung (Raub an den Werktätigen, am Land und an den Kapitalisten selbst).[17]

Die kritischen Marxisten publizieren auch weiterhin ihre Forschungsergebnisse in Büchern, Broschüren und Artikeln. Obgleich Mayer/Küttler in der oben genannten Publikation geraten hatten, die Texte der Moskauer Schule durch weitere Übersetzungen in deutscher Sprache zugänglich zu machen und dem ernsthaften kollektiven Engagement ein ernsthaftes Reagieren der deutschen Leser folgen zu lassen[18], scheint diese Aufforderung bisher nur ein ungenügendes Echo gefunden zu haben. Die klaffenden Lücken in der Kenntnis des gegenseitigen Forschungsstandes, an denen nicht zuletzt Sprachbarrieren schuld sein werden, könnten zu einem akuten Hindernis für die so notwendige wissenschaftliche Kooperation werden.

Neben einer ganzen Reihe grundlegender monographischer Arbeiten und Sammelbände, die in den Beiträgen von Mayer/Küttler erwähnt und z. T. auch beschrieben und eingeschätzt wurden, sind in letzter Zeit weitere bedeutende Forschungsarbeiten von Autoren der Schule des kritischen Marxismus in Russland erschienen, insbesondere zum Zusammenbruch des sowjetischen Sozialismus und des sozialistischen Weltsystems sowie zur Thematik künftiger sozialistischer Entwicklungen in der Welt.[19] Unter diesen Publikationen nimmt das Buch „Socializm-21. 14 tekstov postsovetskoj školy kritičeskogo socializma“ [Sozialismus-21. 14 Texte der postsowjetischen Schule des kritischen Marxismus][20] einen besonderen Platz ein. Nicht nur hinsichtlich des Suchens und der Widerspiegelung der verschiedenen Aspekte der Genesis eines neuen Sozialismus innerhalb der von den Verfassern behandelten Einzelthemen, sondern auch, weil sich diese als Vertreter der postsowjetischen Schule des kritischen Marxismus zu einer gemeinsamen Publikation zusammengefunden und sich das Ziel gesetzt haben, mit ihren auf Marxschem Denken beruhenden Analysen und theoretischen Schlussfolgerungen, den neuen Realitäten in der Welt zu entsprechen.

Da dieses Gemeinschaftswerk sehr umfangreich ist (720 S.), kann hier nur die Hauptrichtung der einzelnen Beiträge genannt werden. Wo diese nicht aus den Überschriften ersichtlich ist, wird den Titeln eine kurze erläuternde Fußnote hinzugefügt. Eine ausführliche Erschließung des konkreten Inhalts sowie des methodologischen und theoretischen Herangehens der Autoren muss späteren Einzelübersichten bzw. ausgewählten Übersetzungen überlassen bleiben.

Das Buch ist in zwei Themenkreise unterteilt:

Der erste „Konzepte. Reflexionen“ vereint sechs Beiträge: von Aleksandr. V. Buzgalin und Andrej I. Kolganow: Der Sozialismus als Raum und Zeit globaler gesellschaftlicher Transformationen (Methodologie und Theorie der Forschung); von Boris F. Slavin: Über Sozialismus, Freiheit und Totalitarismus; von Vadim M. Mežuev: Der Sozialismus – Raum der Kultur; von Georgij A. Bagaturija: Zur Entwicklung der marxistischen Theorie der Formationsumgestaltung der Gesellschaft; von Viktor G. Arslanov: Über die materialistische Dialektik und die Weltgeschichte (einige Korrekturen zur marxistischen Konzeption des gegenwärtigen revolutionären Prozesses) und von Leonid G. Istjagin: Pazifismus und Sozialismus – Tendenz zur Synthese.

Der zweite Teil „Grundlagen. Erfahrungen. Perspektiven“ enthält acht Beiträge: von Michail I. Voejkov: Der Ursprung: Lenin und das Problem der russischen Revolution; von Andrej I. Kolganov: Zur Einschätzung der sozialökonomischen Natur der Gesellschaft sowjetischen Typs; von Aleksandr V. Buzgalin: Vom „mutanten Sozialismis“ zum „Reich der Freiheit“ (sozialökonomische Aspekte); von Vladimir I. Mironov: Die Tragödie der Oktoberrevolution; von Soltan S. Dzarasov: Neuinterpretierung des Sozialismus des 21. Jahrhunderts[21]; von Grigorij G. Vodolazov: Vom „Sozialismus“ zum „realen Humanismus“ (über die ideelle Evolution eines Sozialisten der sechziger Jahre)[22]; von Ljudmila A. Bulavka: Die sowjetische Kultur als das Ideale des „sowjetischen Sozialismus“; von Oleg N. Smolin: Die jüngste Revolution in Russland und die Perspektiven des Sozialismus des 21. Jahrhunderts[23].

Diesen Texten hat der Begründer der Schule des kritischen Mar­xismus, Aleksandr V. Buzgalin, einige wesentliche Gedanken über deren Profil, Wirken und theoretische Grundsätze vorangestellt, in denen er sich insbesondere auf die spezifische Darstellung der einzelnen Beiträge, aber auch – darüber hinausgehend – auf die differenzierte theoretische und praktische Tätigkeit der gesamten Richtung und die Besonderheiten in den Auffassungen einzelner Autoren stützt. Dies soll hier kurz skizziert werden.

Trotz einer Vielfalt sich widerspiegelnder Schattierungen in den Auffassungen und ungeachtet der Tatsache, dass sich einige Autoren selbst nur bedingt als Marxisten bezeichnen, hebt B. hervor. dass ihre Ansichten dennoch innerhalb eines gemeinsamen theoretischen Feldes liegen: Sie alle fußen auf dem Erbe von Karl Marx. Im Unterschied zur Richtung des dogmatischen sowjetischen „Marxismus“ (aber nicht nur zu diesem) gehen die Vertreter der Schule davon aus, dass sie, indem sie bestimmte Ideen von Marx mit kritischem Blick betrachten und diese – in Übereinstimmung mit der heute entstandenen und sich ständig wandelnden Realität – weiter entwickeln, anreichern und auch notwendigen Veränderungen unterziehen, selbst als Marxisten gereift sind, und zwar als kritische Marxisten, die sich nicht scheuen, alles, was ihnen in ihrer gesellschaftlich-theo­reti­schen Praxis entgegen tritt, in Frage zu stellen.

B. geht auch auf die Haltung der Autoren zu den Generationen „postmarxscher Marxisten“ ein wie Lenin (der übrigens innerhalb der Schule mit seinem eigentlichen Namen Vladimir Ul’janov benannt wird), Karl Kautsky, Nikolai Bucharin, Lev Trotzki u. a. sowie auf solche Wissenschaftler wie Georg Lukács, Michail Lifšic, Ėval’d Il’enkov, Jean-Paul Sartre, Erich Fromm und weitere Vertreter eines schöpferischen humanistischen Marxismus oder Nicht-Ganz-Marxismus des vorigen Jahrhunderts. Zugleich wird auch der Umgang mit dem analytischen Marxismus, der „Praxis“-Schule und dem linken Postmodernismus gezeigt sowie mit einigen Theoretikern der westlichen Sozialdemokratie, mit linken Verfechtern des Öko-Sozialismus und Vertretern postindustrieller Tendenzen, globaler Probleme sowie heutiger trotzkistischer und eurokommunistischer Tendenzen. Es wird auch auf Gemeinsamkeiten mit Ausarbeitungen des amerikanischen außerparteilichen Marxismus der 50-er bis 70-er Jahre des 20. Jh. sowie mit einigen Ideen der Frankfurter Schule hingewiesen.

Was Russland anbetrifft, so sehen sich die kritischen Marxisten mehrheitlich nicht nur weit entfernt von jenen Philosophen und Ökonomen, die neoliberale und konservative Großmachtinteressen vertreten, sondern auch von deren linkszentristischen Kollegen. Sowohl den Ansichten der Richtung Gorbačevs, die die These verficht, man müsse „auf zwei Beinen“ (Liberalismus und Sozialismus) stehen, als auch jenen „patriotischen“ Theoretikern, die alte Großmachttraditionen der UdSSR fortsetzen wollen, stellt B. jene Ideen der Schule entgegen, die das heutige System der Entfremdung (vor allem des globalen Kapitalismus) der Kritik unterziehen und auf eine sozialistische Alternative gerichtet sind. Als wichtige Kriterien nennt B. konsequenten Internationalismus, eine Akzentuierung der Widersprüchlichkeit der heutigen Weltentwicklung, die Ablehnung des Nationalismus und die kategorische Zurückweisung von Großmachtchauvinismus. Dabei unterstreicht er speziell die Ablehnung der stalinschen dog­matischen Version des „Marxismus-Leninismus“ mit ihren methodologisch-theo­re­tischen Klischees und dem Widererstehen des Stalinkults.

Was die positiven differencia specifica der Schule anbetrifft, so werden diese als amorpher bewertet, was darauf zurückzuführen sei, dass ausgehend von Traditionen und Erbe der verschiedenen Wissenschaften und Strömungen nach neuen Lösungen gesucht werde, bei denen man noch nicht zu endgültigen allgemein anerkannten Verallgemeinerungen gekommen sei.

Als bedeutende unveränderliche Positionen der Richtung der kritischen Marxisten unterstreicht B.:

1. dass das kapitalistische System allgemein und der heutige globale Kapitalismus im Besonderen ein historisch begrenztes System ist, das der Menschheit viele Errungenschaften gebracht und viele Verbrechen hinterlassen hat, das im Allgemeinen aber seine progressive historische Mission erfüllt hat und sich heute auf immer gefährlicheren und auswegsloseren Bahnen entwickelt.

Hinsichtlich der Einschätzung des „realen Sozialismus“ folgen die Vertreter der Schule nicht den orthodox-marxistischen Idealisierungstendenzen. Obgleich es in Einzelfragen unterschiedliche Meinungen gibt, sind sich die kritischen Marxisten darin einig, dass dieses System der erste Versuch war, in großem Maßstab zu einer nichtkapitalistischen Gesellschaft zu gelangen, und dass mit seiner Entwicklung viele Errungenschaften der Menschheit auf sozialem und kulturellen Gebiet (nicht nur in Russland) verknüpft sind. Diese Erfahrungen werden als zutiefst tragisch eingeschätzt. Der „reale Sozialismus“ sei in vielen Erscheinungsformen und Grundlagen weit entfernt gewesen sogar von den Prinzipien des Anfangsstadiums des „Reichs der Freiheit“, die in der sozialistischen Theorie begründet sind (in erster Linie hinsichtlich des Sozialismus als eines Systems, das sozial effektiver, demokratischer und humaner ist als das kapitalistische).

2. bejaht die Schule die Möglichkeit der Entwicklung der Menschheit, insbesondere Russlands, auf sozialistischen Bahnen, d. h. eine Entwicklung, die einen qualitativen Sprung darstellt zur Emanzipation von den entfremdeten gesellschaftlichen Kräften, vom ökonomischen und außerökonomischen Zwang, auf dem Wege der Befreiung sowohl von der Macht des Kapitals als auch von der vom Menschen nicht kontrollierbaren politischen Macht.

Der sozialistische Entwicklungsweg wird im Rahmen der Strömung definiert als Aufhebung sowohl des Kapitalismus als auch des „Reichs der Notwendigkeit“ insgesamt. (B. selbst bestimmt dies für sich klarer: als Genesis der kommunistischen Gesellschaft; andere Autoren umreißen dies weniger deutlich – als Prozess des realen Humanismus oder als Welt der Kultur.)

In diesem Zusammenhang verweist B. auf zwei Akzente: Hinsichtlich der Überwindung der früheren Systeme wird nicht von Zerschlagung bzw. Sturz, sondern von Aufhebung gesprochen, d. h. von Negation bei gleichzeitiger Überlieferung ihrer Errungenschaften, von der Weiterentwicklung der innewohnenden progressiven Tendenzen (vor allem der Kultur im weitesten Sinne, der Technologien bis zur Erziehung). Außerdem legt er Wert auf die Feststellung, dass es nicht nur um die Aufhebung des Kapitalismus geht, sondern auch aller vorhergehenden Verhältnisse, die auf Entfremdung beruhen, da ja auch in der heutigen Welt noch Bedingungen der Sklaverei, imperialer Tendenzen, religiösen Fundamentalismus und vieler weiterer Phänomene existieren, die man schon im vergangenen Jahrhundert für verschwunden gehalten hatte.

3. ist die Schule überzeugt, dass die Welt des neuen Sozialismus auf den Vorzügen schöpferischer Tätigkeit beruhen und sich vor allem in der Kreatosphäre, in gemeinsamem Schaffen, entfalten wird. B. selbst spricht sich für den Marxschen Begriff „Reich der Freiheit“ aus. Er vermerkt. dass in jedem Falle aber eine Welt gemeint sei, die die engen Horizonte des industriellen Systems überwindet, die man auch als „postindustriellen Sozialismus“ bezeichnen kann. Dabei wendet er sich strikt gegen Versuche, das moderne Modell der Entwicklung der postindustriellen Tendenzen in den Ländern der „Goldenen Milliarde“ mit dem Sozialismus der Zukunft zu identifizieren.

Dementsprechend sieht die Schule den sozialistischen Weg als einen Prozess der Entwicklung nicht nur persönlicher Qualitäten, sondern auch von hierfür erforderlichen Voraussetzungen, solchen wie: eine sich auf die Prioritätsvollmachten einer Zivilgesellschaft stützende Demokratie (die zu einer Basisdemokratie auf unterer Ebene übergeht, mit aktiver Bürgerbeteiligung), strikte Einhaltung der sozialen und Bürgerrechte des Menschen usw. Dies wird als Anfang einer Bewegung zu einer neuen, im Einzelnen noch nicht klaren allseitigen Selbstverwaltung offener freiwilliger Assoziationen betrachtet. Es sei klar, dass ein „Aufbau“ des Sozialismus von „oben“, der sich auf Gewalt stützt, in die Sackgasse führt.

4. beruft sich B. auf die Erfahrungen des 20. Jh., die gezeigt haben, dass die Bewegung auf sozialistischen Bahnen ein langer, nichtlinear verlaufender Weg ist, ein Prozess von Siegen und Niederlagen, von Erfolgen und Rückzügen, und dass dies ein sich weltweit vollziehender Prozess ist, der in allen seinen Gliedern eng verflochten ist. Daraus wird als Gebot der nächsten Zeit abgeleitet: – die Initiierung und Unterstützung der ersten Keime dieser neuen Welt innerhalb des früheren Systems, – die Entwicklung von Übergangsformen zum Sozialismus in jenen Enklaven der Weltgemeinschaft (Ländern, Regionen, Netzen, Welt der Kultur), in denen bewusst Aufgaben sozialistischer Entwicklung gestellt werden.

Neben diesen gemeinsamen Prämissen macht B. auch auf unterschiedliche Ansichten der Vertreter des kritischen Marxismus aufmerksam, die Fragen der Methodologie als auch Abstufungen in der Radikalität der Kritik am existierenden System und der Bezeichnung des sozialistischen Ziels betreffen. Bei Letzterem reichen die Formulierungen von „realem Humanismus“ über Entfaltung des „Raumes der Kultur“ bis hin zu einer Umwandlung in die dominierende Sphäre der Gesellschaft mit einer gewissen Reformierung des existierenden Typs des ökonomischen und politischen Systems unter Beibehaltung der Grundlagen des Marktes und der parlamentarischen Demokratie. Andere sprechen von einer qualitativ neuen Welt, zu der der Weg über eine soziale Revolution führt.

Zusammenfassend zieht B. die Schlussfolgerung, dass sich in Russland eine intellektuelle Strömung herausgebildet hat, die die gegenwärtige Realität (im weiten Sinne des Wortes – seit Beginn des 20. Jahrhunderts) als eine Epoche globaler, qualitativer Veränderungen der Grundlagen des gesellschaftlichen Lebens selbst versteht. Diese schaffen die Voraussetzungen für die Genesis nicht nur der postkapitalistischen, sondern auch der postindustriellen, postökonomischen Gesellschaft („Reich der Freiheit“), so dass man die Strömung dementsprechend auch „Marxismus der postindustriellen Epoche“ nennen könne. Ein solches Herangehen gestatte es, das heutige sozialökonomische Leben in seiner Ganzheit, system-dialektisch, im Zusammenhang seiner historischen Entwicklung zu betrachten. Den klassischen Marxismus bezeichnet B. (im Gegensatz zu einem dogmatischen Kanon) als wichtigste Grundlage für eine derartige Arbeit.

Das unter Leitung von Alexandr V. Buzgalin und Vladimir N. Mironov entstandene Buchprojekt „Sozialismus-21“, in dem bekannte russische Wissenschaftler verschiedener Disziplinen unter unterschiedlichen Aspekten den Spuren der Genesis eines neuen Sozialismus in unserem Jahrhundert nachgehen, widerspiegelt auf vielfältige Weise die von B. in seiner Einführung genannten Grundsätze der Schule des kritischen Marxismus.

Aus der gesamten Tätigkeit der Bewegung „Alternativen“ – sowohl aus dem Wirken des Internationalen Internet-Instituts, dem Inhalt der Zeitschrift „Al’ternativy“ und den Buchpublikationen als auch aus den vielfältigen praktischen gesellschaftlichen Initiativen – wird deutlich, dass die Vertreter der postsowjetischen Schule des kritischen Marxismus nicht danach streben, fertige Wahrheiten vorzulegen. Sie sind gemeinsam entsprechend ihren Grund­sätzen auf der Suche nach einer Methodologie und Theorie zur Lösung der grundlegenden sozialen Problemen der Gegenwart und stark an internationaler kritischer Zusammenarbeit interessiert.

Dr. sc. phil. Ruth Stoljarowa, August 2010


[1] Hierbei handelte es sich 1. um eine 2005 in russischer Sprache in Moskau erschienene, zu Thesen komprimierte Zusammenfassung des ein Jahr zuvor herausgegebenen Buches von A. V. Buzgalin und A. I. Kolganov „Global’nyj kapital“ [Das globale Kapital), die Günter Mayer in deutscher Übersetzung mit einem ausführlichen Nachwort und Kommentaren vorgelegt hatte. Siehe A. V. Buzgalin/A. I. Kolganov: Postsowjetischer Marxismus in Russland: Antworten auf die Herausforderungen des XXI. Jahrhunderts. Thesen zur Formierung einer wissenschaftlichen Schule, übersetzt von Günter Mayer sowie Michael Dewey, Ingrid Mayer und Gerhard Rüdiger, Rosa-Luxem­burg-Stiftung, Berlin 2007; und 2. um einen Beitrag von Günter Mayer und Wolfgang Küttler: Postsowjetische Marxisten in Russland, in: Utopie kreativ, Nr. 201/202, Juli/August 2007, S. 740-763, der mit einer Beschreibung der Wirkungssphären der genannten wissenschaftlichen Schule und zugleich mit einer Darlegung gemeinsamer und divergierender Auffassungen zu einigen kategorialen Bestimmungen und deren Begründungen verknüpft war.

[2] Siehe Internetseite: www.Alternativy. ru.

[3] Ebenda: Rubrik „Kto my?“ [Wer sind wir?].

[4] Dieses ist als spezielle Rubrik unter der Adresse der Zeitschrift „Al’ternativy“ im Internet zu erreichen (siehe Fn. 2).

[5] Ebenda.

[6] Die Zeitschrift ist auch im Internet zugänglich. Siehe die Adresse in Fn. 2.

[7] Bisher sind zwei Hefte erschienen (2003 und 2004).

[8] Siehe ebenda, Rubrik „Položenie o meždunarodnom Internet-institute ‚Socializm-XXI’“ [Statut des Internationalen Internet-Instituts „Sozialismus XXI“].

[9] Das „Transform!“-Netzwerk besteht aus verschiedenen Europäischen Organisationen und wurde 2001 während des Welt-Sozial-Forums in Porto Alegre ins Leben gerufen. Zu den Mitgliedern gehören: die Rosa-Luxemburg-Stiftung, Deutschland; Espaces Marx, Paris, Frankreich; Nicos-Poulantzas Society, Athen, Griechenland; Center for Marxist Social Studies, Schweden; Fundacion de Investigaciones Marxistas, Madrid, Spanien (Foundation for Marxist Research. Spanien), Review Socialism, Hamburg, Deutschland; „Transform!“ Italia, Rom, Italien; Manifesto Foundation, Norwegen; Fomdation Copernic, Frankreich.

[10] Innerhalb der Internetseite des Instituts sind auch Auskünfte über solche Institutionen zugänglich wie das Komitee zur Annullierung der Schulden der Dritten Welt [Committee for the Abolition of Third World Debt], das „Drei-Kontinente-Zentrum [Le Centre Tricontinental] als solidarische Vertretung zur Lösung akuter nationaler und internationaler sozialer Probleme zahlreicher Länder der Dritten Welt oder auch die französische und russische Beilage der Monatsschrift für internationale Politik „Le Monde Diplomatique“, die US-amerikanische sozialistische Monatsschrift „Monthly Review“ u.a.

[11] Zu den Autoren und Partnern gehören – aus Russland: Viktor Arslanov, Aleksandr Buzgalin, Ljudmila Bulavka, Michail Voejkov, Andrej Kolganov, Kiva Majdanik …, Vladimir Mironov, Iosif Abramson, Georgi Gloveli, Leonid Istjagin, Lev Naumenko, Émil Rudyk, Boris Slavin; aus dem Ausland: Éric Toussaint, Franςois Houtard (Belgien), Samir Amin (Senegal), André Brie, Wolfgang Fritz Haug, Carla Krüger, Günter Mayer (Deutschland), Michael Léwy, Catherine Samary (Frankreich), Savas Michael-Matsas (Griechenland), Michael Lebowitz (Kanada, Venezuela), Tamás Krausz (Ungarn), Michael Hardt, David M. Kotz, David Laibman, Bertell Ollmann, Immanuel Wallerstein (USA). Siehe Fußnote 2, Sozialismus XXI, Rubrik Autoren und Partner [Avtory i partnery] sowie Zeitschrift „Al’ternativy“, Rubrik Autoren [Avtory].

[12] In der auf der Internetseite veröffentlichten Einladung wurde auf folgende Themen orientiert: Siege und Niederlagen der Leninschen Politik; das theoretische Erbe Lenins: Reaktualisierung und Kritik – Dialektik, Imperialismus, Sozialismus; das 21. Jahrhundert: Was können und was müssen wir von Lenin lernen? Die Zeitschrift „Al’ternativy“ hat diesem historischen Datum ihr gesamtes erstes und zweites Heft des Jahres 2010 gewidmet. Siehe auch Ruth Stoljarowa: Zur Leninforschung in Russland. Anlässlich des 140. Geburtstages von Vladimir I. Ul’janov am 22. April 2010. In: JahrBuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, 2010/II, S. 151-156 sowie der Internet-Bericht. Einen Bericht über diese Konferenz von Gul’nara Aitova enthält Heft 2010/III dieser Zeitschrift.

[13] Organisatoren waren neben den Stiftungen „Al’ternativy“, „Rosa Luxemburg“ und „Jean Jaurès“ das Institut für wissenschaftliche Information auf dem Gebiet der Gesellschaftswissenschaften der Russischen Akademie der Wissenschaften, der Verband der Koordinationsräte, Vperiod [Vorwärts], Linksfront, die Assoziation marxistischer Organisationen, die Bewegung der Kosmisten und das Internet-Radio „Freie Rundfunkstation“.

[14] Siehe den Bericht auf der Internetseite www.Alternativy.ru unter „Konferencii, meroprijatija; 2010 „Social’nye dviženija i NPO: Opyt i perspektivy razvitija“. Obzor.

[15] Siehe ebenda.

[16] Siehe ebenda, Ėskiz „Dorožnoj karty“ [Entwurf einer „Verkehrskarte“]. Verfasser dieses Materials sind Dr. oec. habil. V. V. Bukreev, Prof. an der Russischen staatlichen geologischen Universtät, Dr. paed. A. N. Lun’kin, Direktor des Moskauer Colleges für Bauswesen Nr. 12, Mitglied der Moskauer Gesellschaftlichen Kammer für Bildung und Dr. oec. habil. Ė. N. Rudyk, Prof. an der Internationalen Universität für Natur, Gesellschaft und Mensch, Dubna.

[17] Weiterhin standen in diesen Jahren u. a. folgende Themen im Mittelpunkt der Diskussionen: 2008 – Was bedeutet sowjetische Kultur?; Was ist eine marxistische Partei im 21. Jh.?; eine Diskussion mit Politologen und Augenzeugen über „ Russland und Amerika nach dem Kaukasuskrieg: ein Blick von links“; über linke Jugend in Russland und zu der Frage, ob die erste Wirtschaftskrise im 21. Jahrhundert als gewöhnliche zyklische Krise oder als Zeichen für das Ende des Systems zu betrachten sei; 2009 – eine Diskussion mit Vorträgen von A. Kolganov und A. Baranov über den 22. Juni 1941: Mythos und Wahrheit; mehrfach wurde das Verhältnis von Trotzki und Stalin behandelt.Siehe Internetseite „Alternativy.ru, Rubrik Klub „Dialog“.

[18] Siehe Utopie kreativ, Nr. 201/202, S. 749, 763.

[19] Hier seien nur einige genannt, so die überarbeiteten und zu einer gemeinsamen Publikation zusammengefassten Vorträge und Diskussionsbeiträge einer internationalen wissenschaftlichen Konferenz von November 2008 in Moskau unter dem Titel: SSSR. „Zastoj“ [Die UdSSR. „Stagnation“], Moskau, Kul’turnaja revoljucija 2009 – mit einem Interview mit M. S. Gorbačev zum Thema „Nach der Stagnation kam die Perestrojka“. – M. I. Voejkov: Predopredelennost’ social’no-ėkonomičeskoj strategii: Dilemma Lenina [Die Vorausbestimmung der sozialökonomischen Strategie: Das Dilemma Lenins], Moskau, Knižnyj dom „librokom“ 2009. Rezensiert von Prof. Dr. habil. V. A Volkonskij in: „Alternativy“, 3/2010, S. 182-185. – A. V. Buzgalin/A. I. Kolganov: Predely kapitala: metodologija i ontologija. Reaktualizacija klassičeskoj filosofii i političeskoj ėkonomii (izbrannye teksty) [Die Grenzen des Kapitals: Methodologie und Ontologie. Die Reaktualisierung der klassischen Philosophie und der politischen Ökonomie (ausgewählte Texte)], Moskau, „Kul’turnaja revoljucija“ [Kulturrevolution] 2009. – Marksizm: alternativy XXI veka (debaty postsovetskoj školy kritičeskogo socializma [Der Marxismus: die Alternative des XXI. Jahrhunderts (Debatten der postsowjetischen Schule des kritischen Marxismus. Unter Redaktion von A. V. Buzgalin. Moskau, LENAND 2009. – Buzgalin, A. V./Kolganov, A. I.: My idem drugim putem. Ot kapitalizma Jurskogo perioda k Rossii buduščego. [Wir gehen einen anderen Weg. Vom Kapitalismus der Jura-Periode zum Russland der Zukunft, Moskau, Jauza, Ėksmo 2009. – Eine Sammlung von Referaten und Diskussionsbeiträgen auf einer internationalen Konferenz zum gleichnamigen Thema: Mirovye krizisy 21 veka: pričiny, priroda, alternativy preodolenija. Rossija v global’nom kontekste [Weltkrisen des 21. Jahrhunderts: Gründe, Natur, Alternativen der Überwindung. Russland im globalen Kontext. Unter Redaktion von A. V. Buzgalin. Moskau, „Kul’turnaja revoljucija“ [Kulturrevolution] 2009; Social’naja ėkonomika: teorija i praktika [Sozialökonomie: Theorie und Praxis]. Unter Redaktion von A. V. Buzgalin und K. M. Markarjan, Moskau, TEIS 2009; Krizis: Al’ternativy buduščego [Die Krise: Alternativen der Zukunft]. Unter Redaktion von A. V. Buzgalin, P. Linke. Moskau, „Kul’turnaja revoljucija“ [Kulturrevolution] 2009; Demokratija i rynok. Protivorečija i a’lternativy [Demokratie und Markt. Widersprüche und Alternativen]. Unter Redaktion von M. I. Voejkov. Moskau, „Kul’turnaja revoljucija“ [Kulturrevolution] 2009.

[20] Erschienen: Moskau, „Kul’turnaja revoljucija“ [Kulturrevolution] 2009.

[21] Im Mittelpunkt steht die Strategie der Volksrepublik China zur Entwicklung des „japanisch-chinesischen Weges“ für die Überwindung der Rückständigkeit Chinas u. a. südostasiatischer peripherer Länder unter Ausnutzung der Erfahrungen der spezifischen kapitalistischen Entwicklung Japans nach dem 2. Weltkrieg und der Länder des „realen Sozialismus“.

[22] Hierbei handelt es sich um eine Selbstrezension des wissenschaftlichen Weges des Verfassers.

[23] Über den Begriff Revolution; über Revolution als Bifurkation und die Entwicklung im postsowjetischen Russland.

One Response to “Ruth Stoljarowa: Die Schule des kritischen Marxismus in Russland”

  1. […] präsentiert sich die postsowjetische Schule des kritischen Marxismus (immer noch gültig: ifg.rosalux.de/2010/10/04/ruth-stoljarowa-die-schule-des-kritischen-marxismus-in-russland/), die prominent von Aleksandr Buzgalin vertreten wird. Sie gruppiert sich um die Zeitschrift […]

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