… Es ist schon erfreulich: Bundesbank und Wirtschaftsministerium können vermelden, die Auftragslage der Unternehmen verbessert sich und die Krise geht zu Ende – die Politik der Regierung hat die befürchteten Krisenszenarien verhindert. Statt einer lahmenden Konjunkturentwicklung ist eine rasche, „V-förmige“ Erholung in Sicht. Sogar die Arbeitslosigkeit, so heißt es, kann im Herbst unter dem erwarteten Anstieg bleiben. Diesmal baut man auf den Einkaufsmanagerindex (neulich wars der Konsumindex, vgl. blog-Eintrag vom 5.08.09). Nicht so wichtig ist, dass die Unternehmen in den letzten Monaten ihre Lager geräumt haben, Bestellungen aufschoben – und nun, muss auch bei geringer Produktion nachbestellt werden.
Doch die Presse sekundiert brav und macht gute Stimmung vor der Bundestagswahl. Auf der ersten Seite wird die frohe Kunde präsentiert… weiter hinten kommen die skeptischen Einschränkungen – aber wer will das schon so genau wissen? Bsp. Financial Times Deutschland vom 7.08.09:
Also am Konsum liegt es kaum, der blieb zwar dank Abwrackprämie und Kurzarbeitergeld relativ stabil, aber er steigt eben nicht. Vielmehr geht das Auftragsplus mal wieder allein auf Kosten des Auslandes – dafür kann die Bundesregierung wirklich nichts. „Das zeigt, dass die dutsche Wirtschaft selbst in der Krise kaum auf die Verbraucher als Wachstumsstütze setzen kann.“ (S. 16) Entsprechend sinken eben die Umsätze im Einzelhandel (minus 3,1%). Und ein Auftragsplus von 10 Prozent klingt schon schön, nur: was ist der Vergleichsmaßstab? Nach einem Auftragseinbruch von über 42 Prozent bedeutet die derzeitige Steigerung: es fehlen immer noch 32 Prozent der Aufträge, um auf Vorkrisenniveau aufzuschließen (ebd.). Minus 32 Prozent – was für ein Aufschwung!! Die Krise war nur eine „Art Psychoschock“, so Thomas Fricke, Chefökonom der FTD (7.08.09, 26). Auch wenn die Mathematik auf den Kopf gestellt wird, anders als „Stimmungsindexe“ singnalisieren „Fundamentaldaten“ eine andere Situation: So liegt die Kapazitätsauslastung immer noch bei schlappen 71 Prozent (ebd.), dem niedrigsten Niveau seit 1989, weil es eben an Aufträgen mangelt bzw. Überkapazitäten bestehen. Es dürfte also noch lange Dauern, bis die Verluste der Krise wieder ausgeglichen werden. Beim letzten mal, nach der dot.com-Blase dauerte es sechs Jahre, da schlug schon die nächste noch heftigere Krise zu.
Bedenklich ist, wie kurz das Gedächtnis der Wirtschaftsjournalisten reicht. Noch vor wenigen Wochen wurde vom möglichen Ende des Kapitalismus fabuliert und die kapitalismuskritische Linke rhetorisch links überholt. Seriösere Schreiber stellten in Frage, ob das deutsche Wachstums- und Exportmodell so noch fortgeführt werden könne. Sie forderten unisiono die Reform des Finanzsystems, das bewiesen habe, es ist gefährlicher als terroristische Anschläge. Sie plädierten für eine weitreichende ökologische Transformation und industriellen Strukturwandel. Vorbei, vorbei… Vorwärts und alles vergessen. Keines der Probleme, die zur Krise führten ist gelöst, aber es geht doch – bis zum nächsten mal. Aber bitte nach der Bundestagswahl
vgl. auch die Situationseinschätzung von Joachim Bischoff:
www.sozialismus.de/socialist/kommentar.php?id=1747
Unless the person who spoke is filled with hatred for Black people, their comments can not be decribed honestly and correctly as "hate speech". ,