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Von Bernd Hüttner

Die Landwirtschaft geriet durch die sogenannten Bauernproteste Anfang 2024 wiedereinmal ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Ob sich die Situation der Landwirtinnen und Landwirte dadurch verbessert hat, sei dahingestellt. Bis 2040, wird es, so jedenfalls die Prognosen, in der Bundesrepublik nur noch circa 100.000 Betriebe geben, gleichzeitig wird in der Landwirtschaft heute pro Jahr 300 Stunden mehr gearbeitet, als im Durchschnitt aller Erwerbstätigen (1674 zu 1347 Stunden, S. 41).

In diesem Band kommen nun zehn Bäuerinnen und Bauern im Alter zwischen knapp 30 und 70 Lebensjahren zu Wort, zwei davon leben und wirtschaften in den neuen Bundesländern. Sie berichten von ihren Erfahrungen, Wünschen, Befürchtungen und Zweifeln, von Mut und Wut. Dies geschieht durch zwei Weisen. Zum einen werden alle zehn und ihre Betriebe auf je einer Doppelseite kurz vorgestellt. Zum anderen werden zu zwölf Themenbereichen, von Einkommen und Ausgaben über Biodiversität, Klischees und Öffentlichkeitsarbeit bis zu Politik und Freizeit sehr kurze Zitate aller Bauern und Bäuerinnen unter der jeweiligen Überschrift zusammengestellt, die so dann insgesamt ein gewisses Panorama entstehen lassen. Die BäuerInnen berichten, worin für sie der Reiz und der Sinn ihrer Arbeit liegt, und wie sie mit der wachsenden Zahl unterschiedlicher Anforderungen und Aufgaben umgehen. Gleichzeitig sprechen sie über Probleme und Veränderungen, die sie in der Außenwelt wahrnehmen, und über ihren eigenen Stellenwert. Das Buch versteht sich ausdrücklich nicht als Beitrag zur aktuellen politischen Debatte (S. 9), sondern will Einblicke in die Lebenswirklichkeit von Landwirtinnen und Landwirten aus Familienbetrieben bieten.

Die Idee dieses Buches ist an sich gut, die Umsetzung lässt aber leider zu wünschen übrig. An vielen Stellen wirkt es oberflächlich und die thematische Zusammenstellung der sehr kurzen Zitate aus den von den HerausgeberInnen geführten Interviews funktioniert nicht wirklich, sie ergibt «kein Bild». Da das Buch in Kooperation mit «top agrar», dem im selben Verlag erscheinenden und auflagenstarken Magazin für Landwirtschaft produziert wurde, wirkt es wie ein Auftragswerk, das das Image der deutschen Landwirtschaft verbessern, wenn nicht die Situation beschönigen soll.

Unklar bleibt auch die Zielgruppe der Publikation: LandwirtInnen werden durch die Lektüre kaum Neues erfahren, und für NichtlandwirtInnen ist das allermeiste zu kurz angetippt, wird nicht vertieft, und erst recht werden schwierige Themen, wie etwa Verschuldung oder psychischer Stress, nicht wirklich angesprochen oder gar reflektiert.

Marion Wilk und Ernst Matthiesen: Ausgerechnet Bauer. Wie Landwirtinnen und Landwirte auf ihr Leben blicken; Verlag LV Buch, Münster 2024, 192 Seiten, 24 Euro

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