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Eine Rezension zu Guido Becke (Hrsg.): Gute Arbeit und ökologische Innovationen. Perspektiven nachhaltiger Arbeit in Unternehmen und Wertschöpfungsketten; oekom-Verlag, München 2019 (324 Seiten, 29 EUR)

Von Herbert Klemisch (Bonn)

Der von Becke herausgegebene Band ist im Zusammenhang des Projektes «NaGut – Nachhaltig Gut Arbeiten», an der Universität Bremen entstanden. Dem Herausgeber ist es gelungen, einen Expert*Innenkreis um sich zu scharen, der die Publikation zu einem lesenswerten Kompendium macht. Dabei wird das Spannungsfeld zwischen ökologischen und arbeitspolitischen Anforderungen vor dem Hintergrund einer nachhaltigen Entwicklung ausgeleuchtet. Der Band geht deutlich über betriebliche Umweltpolitik hinaus und befasst sich auch mit nachhaltiger Lebensführung, Konsum und Wertschöpfungsketten.

Die Publikation ist in vier Themenfelder untergliedert: Im ersten befassen sich drei Aufsätze mit den gesellschaftlichen Gestaltungsbedarfen von Guter Arbeit und ökologischer Innovation. Fünf Beiträge zum zweiten Themenfeld gehen der Fragestellung nach Arbeitsqualität und Umwelt auf Unternehmensebene nach. Unternehmenskooperationen stehen im Mittelpunkt des dritten Themenfeldes und zwei Beiträge zur Umsetzung auf regionaler Ebene schließen im vierten Themenfeld den Band ab.

Becke konstatiert in seinen Beiträgen eine Renaissance nachhaltiger Arbeit und legt ein arbeitsökologisches Zwiebelmodell als Raster für das Forschungsprojekt und die Buchbeiträge vor. Hierdurch kann die wechselseitige Abhängigkeit zwischen den Dimensionen Arbeit und Ökologie besser verstanden werden. Zum Beispiel, wenn Beschäftigte im Home Office tätig sein können und dadurch mobilitätsbezogene Ressourcenverbräuche und Zeit durch arbeitspolitische Mobilität eingespart werden können. Hier trifft sich der Band mit den Aussagen von Urban in «Gute Arbeit in der Transformation». Denn bei der Erfassung des Strukturwandels von Arbeit sei es unstrittig, dass die Entwicklungen von Arbeit, Gesellschaft und Natur einander so intensiv durchdringen, dass die isolierte Bearbeitung der Politikfelder nicht sinnvoll sei.

Die ökologischen und arbeitspolitischen Auswirkungen der Digitalisierung werden in vielen Beiträgen des Buchs thematisiert. So konstatieren Jochum/Matuschek ambivalente Auswirkungen der Digitalisierung. Es bedürfe einer stärkere Mitgestaltung und demokratischer Teilhabe durch die Beschäftigten. Reale Fortschritte bei der Demokratisierung der Wirtschaft werden damit zur Bedingung der Möglichkeit öko-sozialen Fortschritts. Dabei rücke Wirtschaftsdemokratie ins strategische Zentrum.

Fazit: Die arbeitspolitische hinkt der ökologischen Faktenlage in vielen Bereichen hinterher. Die Digitalisierung ist, was ihre Auswirkungen auf Arbeit, Beschäftigung und Nachhaltigkeit angeht, weiterhin eine große Unbekannte. Diese gilt es zu erforschen und politisch zu steuern, soll sie nicht gänzlich den Gesetzen des Kapitalismus überlassen werden. Um daran zu arbeiten, empfiehlt sich dieses über weite Strecken gut lesbare Buch.

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