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In Österreich erscheinen für die Schwäche der Linken und die Größe des Landes vergleichsweise viele gute und kritische Periodika: an.schläge, Bildpunkt, dérive, Frauensolidarität, Kurswechsel, MALMOE, springerin, oder die 2002-2014 erschienenen legendären grundrisse ( die hier im Volltext online sind) um nur einige zu nennen. Ein monatliches Magazin zu machen, das politisch dort steht, wie z.B. in Deutschland die Wochenzeitung der Freitag, ist aber in Österreich immer noch ein Wagnis – und umso mehr nötig. Während für Anfang 2020 die deutsche Ausgabe des allerseits gehypten Jacobin Magazine angekündigt wird, ist nun also das Tagebuch erschienen. Bis Anfang Januar werden 1500 Abonnements benötigt, ein Drittel soll schon zusammen sein.

Das Tagebuch ist, so Redakteur David Mayer, einerseits journalistischer und Magazin-mäßiger als Jacobin, andererseits wird es mehr Platz für Essay bieten. In Österreich, so die These des Redakteurs, sei der Platz jedenfalls politisch und marktmäßig völlig unbesetzt. Man hofft auf eine Lücke genügender Größe und die Bereitschaft vieler Interessierter, das politische und journalistische Wagnis mit zu unterstützen.

Vorbild für das neue Tagebuch ist neben jacobin das spanische Magazin El Salto. Bedeutender und bekannter historischer Vorläufer in Österreich ist das 1969 aus den Debatten in der Kommunistischen Partei Österreichs entstandene (eurokommunistische) Magazin Wiener Tagebuch (Wikipedia / Bestand in deutschen Bibliotheken), das 1989 sein Erscheinen einstellte. Die kulturpolitische Zeitschrift Tagebuch, die ab 1946 erschienen war, sollte nach dem Willen der KPÖ, ihrer Eigentümerin, zum Jahresende 1966 geschlossen werden. Es fand sich damals ein Kreis, der das Erscheinen dieses Periodikums weiter ermöglichte.

Was im sehr ansprechend gestalteten 60-seitigen Heft neben den lesenswerten Beiträgen von Adam Tooze oder Karsten Krampitz noch alles zu finden ist, verrät ein Blick auf die Website. In Deutschland ist zumindest die Erstausgabe (Auflage 10.000) auch im Bahnhofsbuchhandel zu finden. Ein Abo aus Deutschland kostet 85 EUR.

www.tagebuch.at

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