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Neujahrsmarke UdSSR 1967 aus Anlaß des 50. Jahrestages der Oktoberrevolution

Neujahrsmarke UdSSR 1967 aus Anlaß des 50. Jahrestages der Oktoberrevolution

Um den Jahreswechsel 1916/1917 wurde das Ausmaß der Krise in Russland immer deutlicher. Die Wirtschaftskrise vertiefte sich – und damit verschlechterte sich die Versorgung der Bevölkerung und der Armee. Die Produktion von Energie sank, genauso wie die kriegswichtiger Güter der Metallurgie und metallverarbeitenden Produktion. Das Transportwesen brach zusammen. Korruption wurde zum einzigen Mittel, um an die für die Produktion wichtigen Güter zu kommen.

Mitte Dezember versuchten Teile der herrschenden Oligarchie den Zaren davon zu überzeugen, wenigstens unbeliebte Regierungsmitglieder aus der Regierung zu entlassen und durch andere, beliebter zu ersetzen, wenn er schon nicht einer wenigstens ansatzweise demokratischen Verfassung zustimmen wollte. Der Versuch misslang. Der Jubel der Öffentlichkeit über die Ermordung Rasputins als Ratgeber des Zaren durch einen Teil der Hofkamarilla war noch nicht Ausdruck von Opposition zum Zaren, nur gegenüber seinen „schlechten Ratgebern“. Die Reaktionen zeigten aber, wie dünn die Grundlage des politischen Systems geworden war. Das oppositionelle Bürgertum kam zu der Erkenntnis, dass sich die Mittel „loyaler Bekämpfung der Regierung“ erschöpft hätten und man sich am „Vorabend eines offenen Konfliktes“ sehe. Teile der Generalität konstatierten, dass die Soldaten zunehmend mit dem Gedanken eines Umsturzes sympathisierten. General Krymow berichtete von der Front: „Die Stimmung in der Armee ist derart, dass die Nachricht von einem Umsturz von allen freudig begrüß werden würde. Der Umsturz ist nicht zu vermeiden, dass weiß man auch an der Front. Wenn Sie sich entschließen, dieses äußerste Mittel anzuwenden, so werden wir sie unterstützen. Ein anderes Mittel gibt es nicht mehr. Sie und viele andere haben ja alles Mögliche versucht, aber der verderbliche Einfluss der Kaiserin wirkt stärker als alles, was dem Kaiser von ehrenhaften Männern gesagt wird.“ Der Opposition aus den Reihen der russischen Oligarchie erkannte, dass die miserable militärische Situation wie auch der Zustand des zaristischen Staatsapparates zu einer Bedrohung für den Fortbestand der bürgerlichen Ordnung wurde. Mehr oder weniger offen wurden die Alternativen „Palastrevolution“ (Ersetzung des Zaren durch ein anderes Mitglied der Familie Romanow) auf der einen und Etablierung einer im modernen Sinne bürgerlichen Regierung (eines „verantwortlichen Ministeriums“ im Rahmen einer konstitutionellen Monarchie) unter Wahrung einer nach wie vor starken Position des Zaren auf der anderen Seite diskutiert.

Die Wucht und Geschwindigkeit der Bewegung „von unten“ sollte zwei Monate später die Pläne der Umstürzler aus dem Umfeld des Hofes und aus der bürgerlichen Opposition allerdings über den Haufen werfen.

Quellen:

Chestomatija po istorii SSSR 1861-1917, Moskva 1970

Hellmann, M. (Hrsg.): Die russische Revolution 1917, dtv Dokumente, München 1964

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