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Mit Implex zur Sonne

[1]… aber die Diktatur des Kapitals zu brechen, das scheint möglich.” (Bauerfeind, 3sat, 5.2.2012 [2])

Lange habe ich warten müssen [3], jetzt ist es endlich draußen und schon mehrfach verrissen, wie der Perlentaucher [4] weiß. Das verheißt Gutes. Ebenso der Klappentext, auch wenn er Fortschritt sagt statt Transformation. Aber vielleicht ist das ja gar nicht so schlimm:

Dieses Buch behauptet, dass jede Zeit, jede Handlung, jeder Gedanke tatsächlich mehr Möglichkeiten der Selbstverbesserung enthält, als man auf den ersten Blick sieht. Den inneren Zusammenhang dieser verborgenen Freiheitsgrade nennt das Buch “Implex”. Das Wort bezeichnet ein Modell, mit dem man erklären kann, wie Fortschritt in den Mühen tatsächlicher Menschen verwirklicht wird. Es macht verständlich, warum nur Epochen, die sich bestimmte Irrtümer erlauben, auch bestimmte Wahrheiten finden können, und es zeigt, dass die Aufklärung der Gegenwart Werkzeuge der Emanzipation vererbt hat, von denen sie selbst gar nichts wusste.

Ich habs schon am Bett liegen: Dietmar Dath, Barbara Kirchner: Der Implex. Sozialer Fortschritt: Geschichte und Idee, Suhrkamp (Berlin) 2012, 880 Seiten, 29,95 EUR

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4 Kommentare (Öffnen | Schließen)

4 Kommentare Empfänger "Mit Implex zur Sonne"

#1 Kommentar von Markus Euskirchen am März 6, 2012 00000003 2:06 pm 133104281102Di, 06 Mrz 2012 14:06:51 +0000

direkte links zu den verrissen (“kolossaler rückschritt”) in der [20], in der [21] und zur beschäftigung mit der co-autorin barbara kirchner im [22]. und diesen [23] gibts noch gratis dazu. getroffene liberale bellen.

#2 Kommentar von Ingo am März 7, 2012 00000003 3:38 pm 133113473403Mi, 07 Mrz 2012 15:38:54 +0000

Leider treffen viele Kritikpunkte zu. Mein Grundärgernis: Im Vorwort steht, dass dem Buch »zweifellos diejenigen [am meisten] entnehmen können, die unsere Zielsetzung bereits teilen«. Genau dem ist nicht so, denn dann würden D/K inhaltlichen und politischen Probleme auch in dem Maße und der Form ersthaft und mit dem Problembewusstsein diskutieren, dass ich damit auch etwas anfangen kann. Ich, der ihre Zielsetzung teilt. Dem ist aber nicht so. Auf fast 900 Seiten wird assoziative Gedacht und sie haben eben doch meist die FAZ-LeserInnen vor Augen und schreiben gegen Menschen an, die ihre Zielsetzung eben nicht teilen. Ich glaube das ist ein Grundwiderspruch, der das Buch durchzeiht. Neben der Tatsache, dass Dath eben gerne erzählt (wie er in »Alles fragen, nichts fürchten« deutlich macht) und die Form Erzählung und Begriffe sich wohl doch nicht so gut vertragen. Vielleicht teile ich auch nur nicht die Zielsetzung. Welche eigentlich? Ach ja, ein Gespräch mit DDath zu einem seiner letzten Bücher war trotzdem sehr anregend: [24]

#3 Kommentar von Markus Euskirchen am März 7, 2012 00000003 4:16 pm 133113697504Mi, 07 Mrz 2012 16:16:15 +0000

@Ingo: Du schreibst: “und schreiben gegen Menschen an, die ihre Zielsetzung eben nicht teilen.” Ja, sie geben sich viel Mühe in einem der ersten Kapitel die Konzepte “Proletarisierung” und “Klassenkampf” zu reaktualisieren. Wer das tut, positioniert sich eben in der real existierenden Klassengesellschaft. Und in dieser gegen den politischen Gegner anzuschreiben: Was findest du daran ärgerlich? Und teilst Du ihre Zielsetzung nun oder nicht? Denn so unklar wie du tust, lassen sie die nicht. Auch die arbeiten die beiden zu Beginn des Buches klar und deutlich heraus. Oder ich lese doch ein anderes Buch als Du? 😉

#4 Kommentar von Ingo am März 7, 2012 00000003 6:24 pm 133114466106Mi, 07 Mrz 2012 18:24:21 +0000

Naja, ich frage ja gerade, was denn eigentlich die Zielsetzung sein soll. Was ist das Ziel? Sie unterstellen einfach, dass es a) klar ist und b) geteilt wird. Und eine Klassentheorie auf dem Niveau von 1905-Lenin? Ich weiß ja nicht. Ärgerlich finde ich eben die Koketterie mit einer Radikalität, die sie nicht einlösen /können/, weil sie sich nicht die Fragen der Kräfte oder Akteure stellen, die eine radikale Praxis tragen könnten. Oder ihnen zumindet ihre Fragen plausibel machen. In dem Sinne, dass sie die richtigen und eigentlich wichtigen Fragen stellen. Aber sie formulieren ihre Fragen eben aus dieser Feuilletonperspektive. Das meine ich damit, wenn ich ankreide, dass sie das FAZ-Milieu vor Augen haben. Sie unterstellen aber zugleich dass wir ein gemeinsames Ziel hätten und somit die gleichen Fragen. Dem ist aber meiner Meinung nach nicht so. Ihre Positionierung ist folglich fast nur Bekenntnis zu irgendetwas und bleibt moralisch. Aber wahrscheinlich lesen wir andere Bücher. Oder haben zumindest andere Brillen auf.