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Banking Gone Wild

Die aktuelle Legende zum Abfackeln des Eurolandes und der sich globalisierenden Staatsverschuldungspanik mitsamt einer absehbar brutalstmöglichen “Haushaltskonsolidierungspolitik” in Griechenland und überall liest sich heute in den Worten des Börsenmaklers Dirk Müller in der Welt so:

Aus dem angelsächsischen Raum heraus finden zurzeit konzertierte Angriffe auf den Euro statt, die die Investoren verunsichern sollen. US-Banken unterminieren mit Gerüchten um die Zahlungsfähigkeit Spaniens und einen Austritt Deutschlands aus der Euro-Zone das Vertrauen, und die Ratingagentur Standard and Poor’s stuft Griechenland-Anleihen genau dann auf „Ramsch“ herab, als das Rettungspaket eigentlich schon auf dem Weg ist. (…) S & P gehört zum Mac-Graw-Hill-Konzern. Und dessen Vorstands-Chef Harold Mac Graw III war Berater des früheren Präsidenten George W. Bush. Ich behaupte: Bei S & P passiert nichts, ohne dass es nicht mit Washington abgestimmt wäre.

Und Luxemburgs Premierminister Jean-Claude Juncker meint: „Es geht hier um eine weltweit organisierte Attacke gegen den Euro.“ Beschwört er bloß Sündenböcke, (“Attacke wilder und blinder Spekulation”) spricht Merkel bereits vom “Krieg gegen die Märkte” – der Kampf der Systeme halt, Politik gegen Ökonomie.

Diese Legende wirkt fraglich, schaut man sich die Finanzialisierung der kapitalistischen Klasse”  (Foster) an, die zu einem neuartigen Geldmachtkomplex geführt hat (Krysmanski). Der Anteil der Gewinne der US-Finanzunternehmen ist von 17 % der gesamten Unternehmensgewinne in 1960 auf 44 % in 2002 gestiegen. 2007 fiel er auf 27 % und ist in den ersten drei Quartalen 2009 wieder auf 31 % gestiegen (im 2. Quartal 2007 betrug er 406,2 Mrd $, sackte bis zum 4.Quartal 2008 auf 130,3 Mrd ab und stieg bis zum 3. Quartal 2009 wieder auf 362,4 Mrd an (Economic Report of the President, Washington 2010  S.436)  Diese Entwicklung ist wesentlich der Bailout-Politik der Administration Obama geschuldet – von einem Krieg keine Spur.  Foster verweist darauf, dass 2008 die zehn größten Finanzkonglomerate der USAmehr als 60 % des Finanzvermögens der USA auf sich konzentrierten – 1990 waren es noch 10 %. Gerade vier Banken (JP Morgan Chase, Bank of America, Wells Fargo und Citigroup)  halten gegenwärtig jede zweite Hypothek und zwei von drei Kreditkarten laufen über sie.  1982 gehörten 9 % der 400 reichsten US-Amerikaner (nach Forbes) dem Finanzsektor an, 2007 waren es 27,3 %. Rechnet man den Versicherungs- und Immobiliensektor hinzu, waren es 34 % (1982 24 %).

Eine feine Visualisierung der schieren Größenordnung der vorgeblichen Kriegsteilnehmer aus “Angloamerika”, “Asien” und “Europa”  findet sich im online business magazine “bm” von Tiffany Farrant auf der Grundlage der Forbes Global 2000. Forbes Analyse umfasst Konzerne in 62 Ländern, darunter 515 in den USA und 210 in Japan; China ist mit 113, Indien mit 56 und Canada mit 62 Unternehmen vertreten. Alle Konzerne stehen für 30 Billionen Dollar Umsatz, 1,4 Billionen Profiten, 124 Billionen Akiva (Vermögen) und 31 Billionen Dollar Marktwert.

Und: Banken stellen den überragenden Anteil an der Forbes-Liste mit 308 von 2000 Firmen, gefolgt von der Öl- und Gasindustrie mit 115 Unternehmen. Die in der Grafik (lesbares Original hier) erkennbare lange Trennlinie repräsentiert den Anteil der Banken. Rechnet man die 153 sog. “Diversified Financials” hinzu (Firmen wie Berkshire Hattaway, AIG, VISA oder die Deutsche Börse) und die verwandte Sparte der Versicherungen, ergibt sich ein Komplex mit 92 Billionen Kapital, 6,5 Bio. Umsatz und 7,5 Bio. Marktwert.

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