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Left Forum 2010

“Es war das größte Left Forum das es bisher gab!” Mit diesen Worten eröffnete Frances Fox Piven die Abschlussveranstaltung des Left Forum 2010. Tatsächlich waren es wohl über 3000 TeilnehmerInnen, die zum diesjährigen Forum in der New Yorker Pace University kamen, der Kongress war deutlich jünger, bunter, und farbiger, wie Fox Piven – die vor einigen Monaten in Berlin bei der RLS sprach – resümierte.

Doch fröhlicher war er nicht.

Während das letztjährige Forum trotz vieler kritischer Stimmen zur neuen Obama-Regierung  von einer erleichterten und optimistischen Grundstimmung getragen war, ist diese Stimmung nun gründlich verflogen. Die rasche und mit einer häufig unerwarteten weiteren Verschiebung nach rechts verbundene Reorganisation der Rechten hat die Linke zwar in keine Schockstarre versetzt, aber doch die Rede von einem neuen “Realignment” verstummen lassen. Viele Veranstaltungen machten die rechte Mobilisierung zum Thema. Von einer dauerhaften Verschiebung in Richtung eines offeneren, demokratischen Liberalismus mit deutlichen Perspektiven für eine Linke war nirgends die Rede. Anyway: die starke Resonanz auf die Tagung zeigt, dass in der  innen- und krisenpolitischen Konstellation die Linke wieder etwas an Boden gewonnen hat. 

Diese Resonanz zeigte sich wohl auch daran, dass es eine ganze Reihe von Blogs und kleinere Medien gab, die auf die Tagung verwiesen und über sie berichteten , z.B. The Mantle, People’s World, Huffington Post (Jungle World), rabble oder Worker’s World. Wirklich weit reicht aber auch diese Öffentlichkeit nicht und die merkwürdige Praxis, dass die Website der Tagung nach Abschluss in eine völlige Totenstarre verfällt und eine Dokumentation der Tagung mit weit über 250 Panels und Hunderten von RednerInnen nicht (oder nur fragmentarisch und spät, allerlei Videos sind angesagt)  stattfindet, bleibt ein trauriges Markenzeichen dieser spannnenden Tagung. Hier hat sich trotz vieler langjähriger Kritik nichts geändert. In der Mainstream-Presse wird das Left Forum weiter komplett ignoriert – eine Situation, die sich (trotz aller bekannten Einschränkungen)  deutlich von  der Lage der Linken hierzulande unterscheidet.

Dass sich aber unerhört lange Schlangen zu Beginn und vor allem zur Abschlußveranstaltung bildeten, war dem Fakt geschuldet, dass Jesse Jackson zu Beginn und Noam Chomsky sowie Arundhati Roy zum Abschluß des Kongresses sprachen. Während Roy den Krieg in Afghanistan und Pakistan sowie die neoliberale Ökonomie in Indien in den Mittelpunkt stellte, fokussierte sich Chomsky auf die Reorganisation der Rechten in den USA. Er griff das Motto der Tagung “The Center cannot hold” auf und spann einen Bogen vom Zusammenbruch des “Zentrums” in der Weimarer Republik bis hin zu Obamas Politik, die außerstande sei, der Ausbreitung der Armut in den USA entgegenzuwirken.

Jesse JacksonJackson erinnerte an die Erfolgsgeschichte der sozialen und politischen Kämpfe und plädierte für eine andere Industriepolitik, vor allem durch den Aufbau eines öffentlichen Verkehrsystems. Die Beiträge von Fox Piven, Roy und Chomsky liegen  mittlerweile auf dem Netz.

Angesichts der Großzahl von Beiträgen, Veranstaltungen und Debatten verbietet sich jeder Versuch eines detaillierten Gesamteindrucks. Die RLS und Transform waren mit mehreren Veranstaltungen auf dem Forum vertreten. Im Zentrum standen durchgängig Fragen der Entwicklung der Bewegungen in der Krise, Linken – und hier insbesondere auch der linken Parteien – in Europa und in den USA sowie strategische Optionen und Möglichkeiten. Anregungen gab es eine Fülle, es wird versucht werden, die zentrale Frage der Kooperation unterschiedlicher – z.B. gewerkschaftlicher und nicht-gewerkschaftlicher – Bewegungen in weiteren Veranstaltungen wie dem US Sozialforum zur Jahresmitte erneut zu behandeln.

Fotos: João Romão, Rainer Rilling.

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