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china_cocacolaWährend in Deutschland schon wieder über Inflationsgefahren fabuliert wird, als ob die heftigste Krise seit 80 Jahren schon überstanden wäre, hat China vieles richtig gemacht:

Ein über 450 Mrd. Dollar schweres Konjunkturprogramm und eine Vervierfachung neuer Kredite im ersten Halbjahr 2009 auf über 770 Mrd. Dollar zeigen Wirkung. Investiert wurde in notwendige öffentliche Infrastrukturen, in Gesundheit, in soziale Leistungen und ökologische Technologien, nicht zuletzt in den ärmeren westlichen Regionen. Der Erfolg ist beeindruckend: bei allem Zweifel über offizielle Wachstumsraten ist angesichts des globalen Nachfrageeinbruchs ein Plus von acht Prozent im zweiten Quartal 2009 überraschend viel. (Allerdings viel zu wenig, um auch noch die Hoffnung Steinbrücks zu erfüllen und die Weltwirtschaft insgesamt – v.a. den deutschen Export – anzuschieben.) China setzt damit in Ansätzen auf qualitativeres Wachstum, stärkt Reproduktionsbedingungen, unternimmt soziale Maßnahmen – bei z.T. verschärfter Repression von sozialen und v.a. ethnifizierten Unruhen.

Nichtsdestoweniger sind mit dieser Entwicklung weiter Risiken verbunden:

die Börsen boomen wieder, die Wirtschaft wird quasi administrativ mit Krediten überschwemmt, was erneut zu Spekulationsblasen und einen Berg fauler Kredite führen kann, wenn die globale Konjunktur nicht anspringt und das Ausgabenniveau nicht längerfristig gehalten werden kann. Dann führt der Geldsegen zu kurzfristiger Inflation – wie bereits in den vergangenen Jahren. Nach wie vor ist die extrem exportlastige Ausrichtung Chinas nicht wirklich angegangen worden. Hier liegt das ökonomische Hauptproblem, denn in den USA werden die Haushalte in Zukunft weniger konsumieren, die Importnachfrage sinkt dramatisch – Chinas Abhängigkeit vom globalen Konsumenten wird über einen langen Zeitraum negative Folgen zeigen, sofern es nicht gelingt eine stärker eigenständige Entwicklung voranzutreiben. Von ein weltwirtschaftlichen Erholung ist nicht viel zu sehen. Und die globalen Ungleichgewichte bei Handels- und Kapitalströmen, wesentliche Ursache dieser Krise, können auch weiter fortgesetzt werden: China und andere sog. Schwellenländer – aber auch die Bundesrepublik – müssen weg vom exportistischen Wachtumswahn hin zu sozialer Entwicklung.

2 Responses to “Großer Widerspruch nach vorn”

  1. Soziale Entwicklung erscheint mir als zu schwach. So wichtig diese ist, bedeutet sie nicht automatisch die Überwindung wesentlicher krisenauslösender Momente. Wir sollten schon konsequent auf eine sozialökologische Entwicklung orientieren. Dies schließt eine Stärkung regionaler Kreisläufe auf der einen Seite wie auch die Entwicklung einer anderen Qualität internationaler Arbeitsteilung auf der anderen ein. Der Begriff “soziale Entwicklung” orientiert einseitig auf die “einfache”Verteilungsfrage – es sind genauso Veränderungen im Produktionsapparat (einschl. natürlich der Dienstleistungserbringung) nötig. Die Verbindung beider Seiten ist eines der großen Pobleme jeglicher Antikrisenkonzepte.

  2. Mario Candeias sagt:

    Völlig einverstanden. Und dies gilt in erhöhtem Maße für das deutsche ‘Wachstumsmodell’: immerhin beträgt der Anteil des Exports am BIP in China nur 36,3 Prozent, in Deutschland aber 50,9 Prozent, beim Exportgiganten Japan gar nur 17,4 und bei den USA 13 Prozent (FTD 22.7.09, 14). Chinas Wirtschaft allein – auch im Zusammenspiel mit den übrigen BRIC-Staaten, ist selbst bei guten Wachstumsaussichten zu klein, um die USA und andere Länder, die in den vergangenen Jahren die Weltwirtschaft über massive Verschuldung auf trab hielten, zu ersetzen. Zudem lebten die exportistischen Modell von globalen Ungleichgewichten, also von Ländern mit hohen Leistungsbilanzdefiziten. Dazu wird China auch in Zukunft nicht gehören, auch gegenüber der BRD vereichnen sie Überschüsse. “Das deutsche Exportüberschussmodell ist… am Ende” (Flassbeck, FTD, 22.7.09, 14).

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