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Von Brigitte Kratzwald (www.commons.at)

Das von einem Schreibkollektiv verfasste Dossier ist die zweite Publikation des oekom Verlags zum Thema imperiale Lebensweise innerhalb weniger Monate. Nach der von Brand/Wissen vorgelegten theoretischen Abhandlung bricht das Dossier das Konzept auf alltägliche Handlungen herunter. Es möchte »die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Missständen und beunruhigenden Tendenzen aufzeigen und untersuchen«, jedoch auch Auswege zu einem guten Leben für alle weisen.
Der Begriff der imperialen Lebensweise verweist darauf, dass es tief in unserem Alltag, in unserem Denken, in materiellen Infrastrukturen und in politischen Institutionen verankerte Praktiken sind, die verhindern, dass das weit verbreitete Wissen um die Auswirkungen unserer Handlungen auch zu einer entsprechenden sozial-ökologischen Transformation führt. Im ersten Abschnitt wird dieses Konzept erläutert und marktorientierte Lösungsansätze wie die Green Economy als nicht ausreichend verworfen.
Darauf folgt ein historischer Rückblick auf die Entstehung der imperialen Lebensweise seit dem Beginn des Kolonialismus im 16. Jahrhundert, der zeigt, wie wir heute alle in diese Zusammenhänge verstrickt sind, oft genug als Opfer und TäterInnen. In je einem Kapitel zu den Themenfeldern Digitalisierung, Sorgearbeit, Geld und Finanzen, Bildung und Wissen, Ernährung und Landwirtschaft und Mobilität wird untersucht, wie sich die imperiale Lebensweise in unseren Alltagshandlungen äußert und welche Faktoren sie stabilisieren. Dem Bereich Bildung und Wissenschaft kommt dabei besondere Bedeutung zu. Das Wissen, das an unseren Schulen und Universitäten gelehrt und in die ganze Welt exportiert wird, ist wesentlich für die Ausbreitung der imperialen Lebensweise verantwortlich. Ergänzt werden die Erläuterungen durch großflächige, farbige Grafiken und Infokästen. Die hochformatige Broschüre bekommt dadurch ein ansprechendes Aussehen und weckt Neugierde auf die Lektüre.
Am Ende jedes Kapitels werden Vorschläge für Alternativen und politisches Engagement gemacht. Das letzte Kapitel fasst noch einmal die Erkenntnisse aus allen Themenbereichen zusammen und fragt, wie zu einem guten Leben für alle zu kommen sei. Es wird untersucht, wo »Hebelpunkte und Strategien sichtbar sind, um die imperiale Lebensweise zu überwinden«. Ein Glossar und ausführliche Literaturhinweise ergänzen die geballte Ladung an Information. Zusätzlich wird nach jedem Kapitel auf die Webseite aufkostenanderer.org mit weiteren Beispielen und Handlungsvorschlägen verwiesen, ebenso wie auf Initiativen, die sich mit den jeweiligen Themen beschäftigen. Insgesamt ein informatives Nachschlagewerk für Menschen, die sich in dem einen oder anderen Bereich für ein gutes Leben engagieren.

I.L.A. Kollektiv: Auf Kosten anderer? Wie die imperiale Lebensweise ein gutes Leben für alle verhindert. Oekom Verlag, München 2017, 128 S., 19.95 EUR

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