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Greifen wir den Faden der letzten Tage noch einmal auf: Frank Schirrmacher und der Thatcher-Berater Charles Moore müssen feststellen: die Linke hatte Recht. Und nun erklärt Starökonom Nouriel Roubini im Wall Street Journal: “Karl Marx hatte Recht.” …und Mehring1 auch. Das wissen wir natürlich alles und haben es immer gewusst. Aber schön, wenn es die anderen auch mal sagen. Kommt aber nicht überall an. Immer wieder ist Otto-Normal-Ökonom überrascht: “Der Käuferstreik” – oha, ich streike also, war mir noch gar nicht bewusst, ist mein Konto doch dauernd im minus… – dieser Käuferstreik also “gibt Deutschlands Ökonomen Rätsel auf. ‘Das ist eine große Überraschung'”, meint ein wichtiger Konjunkturexperte des weisen Hamburger Instituts für Weltwirtschaft in der FTD (17.8.2011). Seit Monaten prognostizieren Volkswirte Deutschland einen kräftigen Konsumboom. Endlich, nachdem der Beitrag des Binnenkonsums zum realen Wirtschaftswachstum zwischen 2001 und 2007 bei durchschnittlich 0,11% pro Jahr lag. 2008 kam dann leider die Krise. Kann ja mal passieren. Aber dann: das Weihnachtsgeschäft 2010 sollte endlich die Wende bringen, nachdem der Export doch schon so schön lief und alle auf den armen Deutschen herumhackten, weil sie nix konsumierten und lieber riesige Leistungsbilanzüberschüsse akkumulierten, ganz dem marxschen Credo folgend: akumuliert, akkumuliert, das ist Moses usw. Das Weihnachtsgeschäft fiel aus. Aber dann kam das 1. Quartal 2011, ein Lichtstreif am Horizonte, er kommt, der Konsumschub, spürbar, deutlich, satte 0,4%… Immerhin, ein Anfang. Aber dann ziehen Wolken auf, kein Wunder bei diesem Wetter: der Winter war schon zu kalt und jetzt dieser verregnete Sommer, wer mag da schon durch die überheizten Shopping Mals mit Springbrunnen und echten Palmen streifen? Wie überschrieb die taz so schön ihre Wirtschaftsseite oder war es das Wetter… “Frühling, Scheiße, Herbst und Winter.” Irgendwie wollen diese renitenten Deutschen jedenfalls einfach kein Geld ausgeben, dabei sind doch die Reallöhne wieder nicht gestiegen und mehr prekäre Jobs gibt es doch auch. Und nun ist der Konsum im 2. Quartal um 0,3% zurück gegangen, bei Autos sogar um 4%. “Eine enttäuschende Entwicklung”, jammert die FTD und orakelt, ob diesmal vielleicht nicht das Wetter, sondern die Japaner mit ihrer Atomkatastrophe Schuld seien. Unvorhersehbare externe Schocks eben, denn die Marktwirtschaft alleine produziert solche verunglückten Zahlen ja nicht. Unser schöner Aufschwung XXL ist auch kaputt: “Entgegen der bisherigen Annahme hat die deutsche Wirtschaft knapp noch nicht wieder ihr Spitzenniveau von vor der Finanzkrise erreicht.” Haben wir ja gesagt, wir Rechthaber, furchtbar. Sehr wohl haben “wir”, also Deutschland, aber unseren langfristigen Trend gehalten, so um die 1% Wachstum in den letzten 20 Jahren. Langsam ernährt sich das Eichhörnchen oder so… Dumm nur, dass schon wieder eine Krise vor der Tür steht, nein, nicht die Eurokrise, die ist ja schon da, die Rezession in Europa, das Dahinsiechen in den USA, die Konjunkturbremse in den sog. Schwellenländern und damit der drohende Rückgang des deutschen Exports. Gemein diese Ausländer, ein globaler Konsummentenstreik, eine Verschwörung gar, gegen deutsche Produkte. Wie undankbar nachdem wir all diese faulen Südländer gerettet haben. Konnte keiner vorhersehen, ein Streik,wo gibts denn sowas noch? Jedenfalls nix marktwirtschaftliches, dieser Streik…

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