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Das offizielle Programm schien bescheiden: 1,5 Tage internationaler RLS-Workshop. Das komplette Programm war das Doppelte – schließlich ist Berlin reich an solidarischer Alternativkultur von unten, die Buntheit, Fantasie und Witz verkörpert. Und dann gibt es im Ausland sehr wohl Interesse für DIE LINKE. und ihre links-emanzipativen Kritiker/innen … Ein Workshop an der RLS mit „Bewegungsmenschen“ erreicht sein Ziel nur über Workshop :  alternatives politisches „Sightseeing“  =  50 : 50

– vorausgesetzt das Ziel ist: Forschungsergebnisse organisieren, Einsichten mehren, soziale Bewegungen, die „stiftungsnahe Partei“ und politische Alternativprojekte unterstützen, Sozialforumsprozesse befördern. Das RLS-Projekt „Lasst uns über Alternativen reden“ macht es nicht nur möglich, sondern erzwingt es geradezu. Der Workshop „Free Public Transports – für einen unentgeltlichen ÖPNV“ beweist, dass es geht: sein Ausgangspunkt war eine Verabredung auf dem Europäischen Sozialforum in Istanbul – wir (Planka Schweden und die Autorin, Mitbegründerin und engagiert in „Berlin fährt frei“) hatten uns virtuell zu einem gemeinsamen ESF-Event verständigt, bei seiner Realisierung viele interessante Diskussionen und enorm viel miteinander Spaß gehabt. Wir hatten eine dezentrale Aktion für unentgeltlichen öffentlichen Nahverkehr und die gemeinsame Beantwortung der Frage „wer von den Linken in der Welt engagiert sich wie dafür?“ verabredet.

Die Aktionen realisierten wir im März, ein zweiter Workshop mit Planka – ein erster, um die Frage besser zu beantworten – fand am Wochenende statt. Seine Vorbereitung ernüchterte: Plankas tolle Website mit den vielen Internationalen Initiativen ist attraktiv, aber keiner der angegebenen Kontakte hat uns wesentlich weiter gebracht. Die Berliner Kampagne „Berlin fährt frei“ schläft zur Zeit … Das Klimabewegungsnetzwerk, das noch im Winter die beiden Schwerpunkte Energie und ÖPNV verfolgte, hat im Kontext mit Castor-Transporten, Anti-AKW- und Anti-CCS-Kämpfen den ÖPNV-Schwerpunkt vorerst beiseitegelegt. Die Initiativen in Jena und Bautzen sowie anderswo folgten … Initiativen aus Nürnberg, Heilbronn und Tübingen ließen die Workshop-Macher/innen und Gäste herzlich grüßen und erbaten alle Materialien, aber anreisen wollten sie nicht. Wer sich „noch so in der Szene“ von Berlin und Brandenburg für das Thema interessiert, war bei der „Fusion“ – dem „Kirchentag der Alternativ-Musik“ …  Aber auf mehreren mehr oder weniger „RLS-fernen“ Websites wurde für den Workshop geworben.

Und dann kamen doch mehr Berliner/innen als erwartet, zwei Hamburger, ein Kasseler und fünf Thüringer/innen – vier Politiker/innen der Partei DIE LINKE. und ein liebenswerter („von den Eltern herbeigeschleppter“) junger Anarchist. Die große Überraschung war: in der Erfurter LINKEn. wird zielgerichtet am unentgeltlichen öffentlichen Nahverkehr gearbeitet.

Das überraschte die „reinen Bewegungsmenschen“, aber nicht so sehr Eugenia und Mary aus den USA, die neben den Märschen gegen Armut und für ökonomische Rechte auch die „Revolutionären Liga“ aktiv stärken. Auch Dimitris und Alexandros aus Griechenland, Mitglieder von Synaspismos und der „No-Pay-Movement“, fanden das keineswegs überraschend. Aber die jungen Leute von Planka Norwegen, von denen außer den zwei offiziellen Teilnehmern gleich noch drei weitere kamen, wunderten sich gar sehr.

Die Beiträge aus Kanada, Schweden, Norwegen, Griechenland und den USA waren nicht nur hochgradig interessant, sondern auch amüsant – denn Erlebnisse wurden plastisch und witzig geschildert – und dank der neuen Medien auch lebensnah illustriert.

Ein erstes kurzes Fazit:

–              Die seit Langem und Längerem bestehenden Initiativen bzw. Kampagnen haben einen gewerkschaftlichen Background

–              Die US-amerikanischen, kanadischen und griechischen Initiativen gehen von sozialen Nöten, drückenden Lebenshaltungskosten und dem Gedanken von Solidarität aus. In Schweden, Norwegen und Deutschland kommen noch ökologische Betroffenheit und gezielte Auseinandersetzung mit Auto- und Ölkonzernen hinzu

–              Aktivitäten in Kanada, Griechenland und Norwegen werden explizit mit der Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus und Rechtspopulismus verbunden

–              Immer stehen Fragen der Kommerzialisierung des Lebens, der Privatisierung öffentlicher Leistungen bzw. des Erhalts und der Demokratisierung des Öffentlichen, der Aneignung öffentlicher Räume und Infrastrukturen von unten

–              Linke Parteien und etablierte soziale Organisationen sind meist zunächst skeptisch, aber fähig, sich die Idee vom unentgeltlichen ÖPNV anzueignen – siehe Synaspismos, Syriza und DIE LINKE. in Deutschland; teilweise initiieren und führen Parteien sogar Kampagnen wie in Toronto und Schottland; allerdings wollte die Schottische Sozialistische Partei mit ihrem reichen Kampagnen-Erfahrungsschatz nicht mit der Autorin kommunizieren …

–              Während in Schweden, Norwegen und Deutschland die Medien den Gratis-ÖPNV-Initiativen eher halfen, sind sie in Griechenland und Kanada deren Feinde

–              Die Initiativen haben bei ihren Macher/innen immer Lernprozesse ausgelöst – vor allem im Bereich von Verkehr und Verkehrspolitik sowie des Rechts; hinzukommen soziale und ökologische Einsichten und Fragen der Stadtgestaltung. Die Lernprozesse betreffen aber auch das Organising, den Umgang mit anderen Akteuren und „ganz normalen Menschen“

–              In Schweden, Norwegen und Deutschland sind die Gruppen eher klein, vielfach so um die 10, max. 30; in Toronto ist es eine Organisation und in Griechenland eine etwas größere Bewegung; von einer Massenbewegung kann allerdings nirgends gesprochen werden

–              Immer wird mit den Aktivitäten unter den Aktiven selbst und im sozialen Umfeld eine solidarische Kultur angestrebt und vielfach hat die Beschäftigung mit dem Thema mit der Auseinandersetzung mit sozialer Repression und Überwachung, mit einem offiziellen „Sicherheitsverständnis“ zu tun

–              Die Aktiven in Schweden, Norwegen und Deutschland sind mehrheitlich männlich, die Fahrgäste aber weiblich. Oftmals gibt es eine gute Kooperation mit Flüchtlings- und MigrantInneninitiativen; aber auf Grund von Abschiebegefahren kommt es nicht oder nur kaum zu gemeinsamen Aktionen für einen unentgeltlichen öffentlichen Nahverkehr.

Drei Gedanken spielten immer wieder eine Rolle: über die Idee eines unentgeltlichen, real zugänglichen ÖPNV Menschen ermutigen und motivieren, Utopien und Alternativen zu denken und sich politisch zu betätigen; über konkrete Arbeit die Linken mit ihren „ismen“ zusammenzubringen und zu „zivilisieren“; an Hand des ÖPNV soziale, ökologische und demokratische Problemdimensionen miteinander verbinden und bearbeiten.

Wir haben „nicht nur“  einander viel berichtet, gelernt und ausgiebig miteinander Spaß gehabt, sondern auch konkrete Verabredungen getroffen:

–          Wir erstellen eine gemeinsame Workshop-Dokumentation

–          Wir starten das Networking im Rahmen des Weltsozialforums und richten auf der offenen WSF-Webseite einen Raum „Free and Accessible Public Transports“ ein (was bereits geschehen ist)

–          Wir informieren die Öffentlichkeit über unsere Aktivitäten mittels www.freepublictransports.com

–          Wir feiern im März den ÖPNV und beteiligen uns – entsprechend konkreter Voraussetzungen – an FreeCarActivities mit ihrem Highlight im September

–          Wir haben das nächste Weltsozialforum und einen weiteren gemeinsamen Workshop „im Auge“

–          Das IfG begleitet das Erfurter ÖPNV-Projekt.

Die Lesenden sind zur Mitwirkung ausdrücklich eingeladen …

3 Responses to “Free Public and Accessible Transports”

  1. Judith Dellheim sagt:

    Am 6.7. fand in Toronto eine Aktion zur sozial gerechten ÖPNV-Nutzung statt. Dazu: www.socialistproject.ca/leftstreamed/ls110.php

  2. markus sagt:

    viele freifahrlinks auch bei who-owns-the-world.org

  3. […] und politische Alternativprojekte zu unterstützen, Sozialforumsprozesse zu befördern. Mehr lesen E-MailFacebookTeilenRedditDiggStumbleUpon  Print This […]

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