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Left Forum 2011

Das Left Forum in New York übertrifft sich selbst. Mit 300 Panels, 1000 Rednerinnen und Rednern sowie geschätzten über 4000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war das Left Forum 2011, das vom 18. bis 20. März an der Pace University in New York stattfand, noch größer als im vorangegangenen Jahr. Die Konferenz wurde vor allem von den Ereignissen im Mittleren Westen geprägt. Während alle Welt nach Fukushima in Japan oder Bengasi in Lybien schaut, blickte die US-Linke gebannt nach Madison, Wisconsin. Hier protestiert eine breite Front aus öffentlichen Angestellten und Arbeitern, Studenten und Farmern seit Wochen gegen die Pläne des republikanischen Gouverneurs Scott Walker. Walkers Gesetzesinitiative, die unter anderem radikale Ausgabenkürzungen und die massive Beschneidung von Gewerkschaftsrechten vorsieht, war am Tage der Eröffnung des Left Forums von einem Richter vorläufig gestoppt worden. Der „Spirit of Wisconsin“ hing über der gesamten Veranstaltung und verlieh dem Left Forum einen Optimismus, den man im letzten Jahr oft vergeblich suchte. Geradezu kämpferische Reden prägten die Eröffnungs- und Schlussveranstaltungen. Laura Flanders redete vom Kampf ums Überleben der Bewegung, in dem Solidarität allein nicht ausreiche. Paul Mason zog Parallelen zu den Ereignissen in den Jahren 1848, 1917 sowie 1968 und spannte einen Bogen zwischen den Streiks in Europa, den Aufständen in Nordafrika und den Ereignissen im Mittleren Westen. Cornel West predigte für Solidarität gegen Islamophobie und die Idee der White Supremacy und warf Präsident Obama Neo-Konservatismus und Neo-Imperialismus vor. Barbara Ehrenreich sprach vom „Nile Fever in Midwest“. Als Überraschungsgast des Abends trat Frances Fox Piven auf und kündigte einen US-weiten Teach-In für den 5. April an. Ein Team des rechten FoxChannels von Glen Beck sammelte aus gegebenem Anlaß Audio- und Videomaterial, das prompt der Verwertung –zugeführt wurde. Es geht, natürlich, um den auf dem Left Forum verschwörerisch propagierten Umsturz in den USA. Die Sache US-Rechte – also: nicht nur, aber auch die Sache Tea-Party – wurde am Samstagabend verhandelt, überdacht von einer echten Verschwörungsgrafik.
Auf dem Schlusspodium hatte John Nichols das letzte Wort. Er stellte in seinem wahlkampftauglichen Auftritt (zu sehen auf YouTube hier und hier) die Ereignisse in Wisconsin in den Mittelpunkt und verabschiedete die Zuhörer mit „Do not back down! Solidarity!“. Hinter dieser Rede konnten die Beiträge der internationalen Gäste – von Malalai Joya, die via Skype live zugeschaltet war nachdem ihr die USA die Einreise verweigerte, von Luciana Castellina und Carlos M. Vilas – nur zurückfallen. Der Blick der US-Linken war ganz nach innen gerichtet. Das hatte allerdings auch zur Folge, dass die Ereignisse in Japan und Libyen kaum thematisiert wurden, was zu recht einige, vor allem europäische Gäste kritisierten.

Fraglich ist, ob das Left Forum durch die weitere Aufstockung der schieren Anzahl der Panels auch an Qualität gewonnen hat. Häufig hatte man das Gefühl, dass die Veranstalter vor allem auf Masse gesetzt haben. Bei 300 Veranstaltungen verwundert es kaum, dass sich mehr als 20 Podiumsdiskussionen mit der Finanz- und Wirtschaftskrise und ihren Folgen beschäftigten, mehr als 15 Panels sich dem Thema Organizing widmeten oder in mehr als 10 Runden über die Zukunft der US-Linken diskutiert wurde. Einen roten Faden suchte man vergeblich. Eine Bündelung der Themen und Veranstaltungen wäre an der einen oder anderen Stelle sicher wünschenswert gewesen.
Die Rosa-Luxemburg-Stiftung und Transform waren in diesem Jahr mit sieben Veranstaltungen vertreten. Diskutiert wurde auf den Podien der RLS über Machtverschiebungen in Europa, Rechtspopulismus in den USA, Belegschaftseigentum, Community Organizing und die US-Linke. Auch wurde im Rahmen des Left Forums die englischsprachige Ausgabe der Briefe Rosa Luxemburgs vorgestellt, welche bei Verso erschienen ist.
Im Angesicht der Euphorie und Superlativen bleibt nur zu hoffen, dass es den Organisatoren in diesem Jahr gelingt, die Veranstaltung angemessen zu dokumentieren. Einige Aufzeichnungen findet man bereits im Netz, auf www.leftforum.org sucht man danach jedoch noch vergeblich. Dagegen helfen die Berichte von Max Böhnel im ND. (Gabriele Kickut)

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