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green-car2 Die Abwrackprämie geht zu Ende und der Einstieg in eine ökologische Umorientierung wird auf unbestimmte Zeit verschoben.

Die Abwrackprämie gilt als wirksamste Maßnahme gegen die Krise schlechthin. Obwohl die Umsätze der Hersteller – aller Hersteller – dramatisch gefallen sind, um etwa ein Drittel, hat sie Schlimmeres sicher verhindert. Profitiert hat vor allem der Handel, die Zahl der Neuzulassungen stieg um fast 23 Prozent. Profitiert haben vor allem ausländische Produzenten, denn die Nachfrage konzentrierte sich auf Kleinwagen, ging also an den großen deutschen Premium-Herstellern vorbei. Neben VW waren es also insbesondere Renault, Toyota oder Fiat, denen die staatliche Subvention half. Der Import von Autos bis 1500Kcm Hubraum hat sich fast verdoppelt (während der Export von Autos um 38% einbrach, FTD 18.8.09, 9). Nun könnte man sagen,

…dass ist der Beitrag Deutschland zur Bekämpfung der globalen Krise, denn ansonsten hat die Regierung reichlich wenig getan, wenn man z.B. die Größe der Konjunkturprogramme im Verhältnis zu BIP und Exportüberschüssen der Vergangenheit betrachtet und sie mit den USA oder China vergleicht. Auch sonst wurde bislang kaum etwas unternommen, eine Wiederholung der Krise zu vermeiden.

Dennoch wird der Abwrackprämie in Verbindung mit der Verlängerung des Kurzarbeitergeldes zugeschrieben, Massenentlassung verhindert zu haben. Nun sind die Mittel für die Prämie noch vor der Wahl ausgeschöpft und die Kurzarbeit – mehr als eine Million Beschäftigte – läuft in vielen Betrieben im Herbst aus? Und dann? Angesichts der nach wie vor bestehenden Konsumflaute (vgl. blog-Einträge vom 5. und 9. August) – manche sagen „Konsumstreik“ – stürzen dann die Umsätze beim Auto ab und die steigt die Arbeitslosigkeit umgekehrt rasant an?

Ökologisch konnte man die Prämie ohnehin nie nennen: ein fahrttaugliches, oft gar nicht so altes Auto zu verschrotten und dafür ein neues, mit besseren Abgaswerten zu kaufen – im Endeffekt bedeutet das eine deutliche Steigerung der CO2-Emissionen. Denn die meiste Energie und Ressourcen werden bereits bei der Herstellung eines Autos verbraucht. Macht aber nix, denn diese Woche hat sich die Bundesregierung endlich einen „Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität“ verabschiedet. Auf Deutschlands Straßen sollen nach dem Willen der Bundesregierung in gut zehn Jahren mindestens eine Million Elektroautos fahren. Konkrete Maßnahmen dafür sollen allerdings vor der Wahl keine mehr getroffen werden. Und auch hinterher nicht. Jedenfalls soll, anders als im Rest der Welt, die Einführung dieser Technologie auf dem Markt nicht durch Kaufanreize subventioniert werden. Christian Wulff erklärte: „Eine Absatzförderung hätte nur nachteilige Wirkungen auf die Automobilwirtschaft, weil sich der Staats raushalten sollte, wenn es sich um klassische Verbraucherentscheidungen handelt.“ Äh, wie war das noch einmal mit der Abwrackprämie…?

Die Franzosen hatten als erste mit einer solchen Prämie auf die Krise reagiert und ihre Höhe – anders als in Deutschland – vom CO2-Ausstoß des Neuwagens abhängig gemacht: für ein normales Auto gibt es nur 1000 €, für ein Hybrid- oder Elektroauto bis zu 5000 €. Großbritannien zahlt Prämien bis zu 5800 € für E-Autos, die USA unterstützen den Kauf mit Steuergutschriften von bis zu 5300 €. Auch in China gibt es eine Prämie von bis zu 6200 €, allerdings nur für staatliche Behörden oder Taxiunternehmen. Spitzenreiter ist ohne Zweifel Japan: hier gibt es staatliche Subventionen für Hybrid- und E-Autos schon seit 1996 – kombiniert können sie sich auf bis zu 50% der Mehrkosten eines E-Autos summieren, für einen E-Modell i-MIEV von Mitsubishi bis zu 14.700 € plus 100€ jährlicher Steuerersparnis. In Norwegen gibt es zwar kein Geld, aber E-Autofahrer dürfen umsonst parken und ungestraft Bus- und Taxispuren nutzen (alle Angaben aus FTD 19.8.09, 11).

Das heißt: Während Deutschland strukturkonservativ auf die Absicherung der alten Automobilindustrie setzt und den Einstieg in eine neue Technologie verpasst, laufen die anderen davon: Toyoto produziert bereits das Hybridmodell Prius in Serie (Absatzziel bis 2010: eine Million Autos), Nissan und sein Partner Renault wollen eine ganze Modellpalette vom Stadtwagen bis zum Minivan als E-Autos in Serie anbieten. Sie alle schließen langfristige Verträge mit den wichtigsten Batterieproduzenten Sanyo, Panasonic, Hitachi, Samsung oder LG. Die Kapazitäten wären damit auf Jahre ausgelastet. Die deutschen Hersteller müssten dann also ihre Batterien selbst entwickeln und produzieren, sind leider noch nicht so sehr weit.

Das gute daran: Es ist noch gar nicht klar, ob E-Autos wirklich die soviel bessere Alternative wären. Die Produktion der Autos ist etwas wohl etwas weniger Energie- und Ressourcen-intensiv, weil die Wagen generell kleiner Wären. Die Produktion der Batterien hingegen ist, wie generell die Akku-Produktion, Energie- und Ressourcen-intensiv und belastet die Umwelt zusätzlich mit eine ganzen Reihe hochgiftiger Substanzen. Darüber hinaus ändert eine Orientierung auf E-Autos nichts an dem enormen Flächenverbrauch und der Versieglung der Landschaft durch Straßen. Vielleicht wäre eine Umorientierung auf einen massiven Ausbau öffentlicher Verkehrssysteme die billigere, effizientere, schnellere und ökologischere Methode, also: NO GREEN CAR. Bzw.: in einem wirklich öffenlichen Verkehrssystem, könnten auch E-Autos eine wichtige Rolle für die Abdeckung individueller Zusatzbedürfnisse spielen. Aber in dieser Richtung zerbrichen sich die Regierung leider gar keinen Kopf, auch nicht wirklich in China.

One Response to “Nach der Abwrackprämie. NO GREEN CAR”

  1. Mario sagt:

    “Durch die CO2-Auflagen”, folgert Dudenhöffer, “wurde in der europäischen Automobilindustrie die größte Innovationswelle seit dem zweiten Weltkrieg ausgelöst.” Es klinge paradox, sagt Dudenhöffer, und doch sei es richtig: Je strenger die Auflagen, um so besser für die Branche. Denn so würden die Autobauer zu den Höchstleitungen angespornt, die sie für einen dauerhaften Erfolg benötigten.

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